Umgang von Guthörenden mit eurer Hörbehinderung

  • 😂 so viel zum Thema „verstecken“.

    Das Problem mit der Müdigkeit aufgrund der Höranstrengung kenne ich auch. Mir war es bis nach der EA auch nie bewusst, wie viel Anstrengung (zu)Hören wirklich kostet.

    Um beim Thema des Thread zu bleiben: ich hatte eher Probleme mit der Müdigkeit und meinem Ruhebedürfnis, diese meinem Freundeskreis zu erklären. Hier war auch die Akzeptanz schwieriger als z. B. wie bei Anni die Platzwahl. Da werde ich meistens gefragt, wo ich mich am liebsten strategisch gut hinsetzen möchte.

    LG

    Von Geburt an hochgradig schwerhörig beidseitig, im Laufe der Jahre an Taubheit grenzend schwerhörig beidseitig
    OP rechts am 31.05.2017 Uni Köln, EA am 17.07.2017, Cochlear Kanso
    links HG, zurzeit Resound Linx wegen Kompatibilität zu Cochlear

  • Och, ich habe durchaus Verständnis für die Normalhörende!

    Ich kann auch ihre Bedürfnisse nach Kommunikation sehr gut verstehen!

    Wobei ich nie verstehen werde, wieso gerade die Normalhörende SOOOO laut werden können!

    Allesamt, und gleichzeitig.

    Aber, ich lasse sie.

    Ich kann ja bei Bedarf meine Geräte ausschalten. Dann kann ich mal kurz die Ruhe genießen!

    Wenn ich es aussuchen dürfte, würde ich bestimmte Locations, oder Menschenmengen vermeiden - klar!

    Aber das geht ja auch nicht immer!

    Ansonsten, wenn ich mit "muß", gehe ich auch mit. Bin nett, und bemühe mich auch um etwas Konversation. Ab einem bestimmten Zeitpunkt, oder Lärmpegel unterhalte mich aber eher selten. Die meisten kennen mich, und wissen auch um mein Problem, und ich werde meist auch in Ruhe gelassen.

    Ich bin ja nicht unfreundlich dabei, oder "störe" die.

    Und, wer sich mit mir wirklich unterhalten will, ist freundlich, gibt sich sehr viel Mühe, und ein bißchen kann man sich ja auch vom Lärm weg bewegen, was dann auch getan wird.


    Aber, bei allem Verständnis, was mir entgegen gebracht wird, und das glaube ich diesen Leuten auch, merkt man halt doch, daß sie nicht so ganz vorstellen können, WAS genau das Problem ist! Man darf nicht vergessen, wie gut ein normalhörender Mensch hören kann. Auch das Wegfiltern "unbedeutenen Geräuschen" fällt denen leichter. Die Probleme, auch bei normalhörenden Leuten, entstehen in dieser Hinsicht etwas später! Aber, sie tauchen auf!

    Erst, wenn sie selbst betroffen sind, sei es durch einen einseitigen Hörsturz, oder die zunehmende Schwerhörigkeit im Alter, fangen sie an, WIRKLICH zu verstehen.

    Denn dann haben SIE plötzlich Schwierigkeiten, im Lärm etwas zu verstehen, sich lange auf eine Unterhaltung zu konzentrieren, Kopfschmerzen, oder rasche Müdigkeit.

    Wenn dann so einer zu mir kommt, und mir dann erzählt, was die Situation so schwierig macht, sage ich meist schon mit einem Lächeln: Willkommen in MEINER Welt!

    Spätestens dann werde ich von dieser Person verstanden!

    Nun ja, besser spät, als nie!

    Mitleid hält sich dann bei mir auch in Grenzen, besonders dann, wenn ich selbst auch wenig Verständnis vorab erleben konnte.

    Dann habe ich sogar einen "Vorteil", weil ich einfach jahrelange Übung in so einer Situation mit lauter Umgebung habe!

    Leider ist es so, daß man manche Dinge einfach nicht mit Worten "richtig" erklären kann, egal wie gut man mit Worten jonglieren kann, und wie viel Mühe man sich gibt, alles so genau zu beschreiben, denn beim Empfänger kommt doch etwas "harmloseres" an, als das, was man versucht so genau zu erklären.

    Nur darum bekommen wir manchmal Sätze, wie "ach, hab dich nicht so, gibt dir doch einfach etwas mehr Mühe".

    Von Fremden, oder leichten Bekannten, die ich nur selten sehe, kann ich das noch nachvollziehen, bzw. da ist es mir egal, die kann ich ja leichter ignorieren!

    Aber von echten Freunden erwarte ich so etwas nicht. Denn ich gehe davon aus, daß man einige Jahre zusammen in bestimmten Situationen verbracht hat, so daß es genug "Anschauungsmaterial" gibt, daß es von unserer Seite aus einfach nicht "besser" geht, auch wenn wir uns noch so viel Mühe geben!


    Schönen Gruß

    Sheltie

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Guten Morgen,

    dazu möchte ich mich auch äußern. Leider kennen wir "Hörgeschädigten" das Problem nur allzu gut.

    Meine drei besten Freundinnen haben viel Verständnis für mich, meine Familie dagegen weniger.

    Obwohl ich mein "Problem" in der Familie hinreichend erklärt habe, stoße ich immer wieder auf Verständnislosigkeit.

    Da ich noch sechs Geschwister habe und wir bis auf einen Bruder alle nah beieinander wohnen kommt es immer wieder zu richtigen Konflikten untereinander. Bei Feierlichkeiten z.B. kommt es immer wieder vor, dass ich einiges einfach nicht mitbekomme.

    Wenn sich dann Tage später ein Gespräch über die Feier in der Familie ergibt und ich ziemlich konsterniert feststelle, dass ich einige Dinge nicht mitbekommen habe werde ich verständnislos gefragt :" Warum sagt du denn nicht, wenn du etwas nicht verstanden hast"?

    Hallo!!!!! wie soll ich denn nachfragen wenn ich es erst gar nicht mitbekommen habe. Das stößt immer wieder auf Unverständnis. Meistens ist das so, dass ich die Feier oder ähnliches schon vorher verlasse weil es einfach nervig finde mich immer wieder erklären zu müssen. Auch bildhafte Erklärungen warum das bei mir so ist, können nicht nachvollzogen werden. Das stürzt mich immer wieder in

    Depressionen. Meine Umwelt dagegen zeigt mehr Verständnis für mein Problem. Auch laute Musikveranstaltungen verlasse ich meistens schon nach kurzer Zeit später, weil eine Unterhaltung schier unmöglich ist und die Musik selber schlecht wahrgenommen werden kann von mir. Was also bringt mir eine solche Veranstaltung?

    Oft werde ich schon vor einer Feier von der lieben Familie angesprochen und gesagt, "hau aber nicht wieder so früh ab"! Also haben sich die ganzen Diskussionen im Vorfeld nicht gelohnt. :( Seit einiger Zeit trägt eine Schwester von mir auch Hörgeräte, die sie aber nur beim Fernsehen gucken trägt. Auf meine Frage wieso sie die nicht im Alltag trägt da sie ja auch leichte Probleme mit dem Hören hat, kommt die Antwort, dann sieht man die ja und das will ich nicht:/. Für mich absoluter Blödsinn.

    Also müssen "wir Hörgeschädigten" uns immer wieder regelrecht Rechtfertigen warum wir so sind, wie wir sind.;(

    In diesem Sinne "es bleibt noch viel zu tun". ;)

    Einen sonnigen Tag wünsche ich euch allen und verliert nicht den Mut:thumbup:

    linkes Ohr Cochlear Implantat Nukleus 6 CP 910 seit dem 14.02.2017
    rechtes Ohr Cochlear Implantat Nukleus 7 CP 1000seit dem 20.09.2018

    Man ist nicht behindert, man wird behindert!

  • Für mich ist es glaube ich am verletzendsten, wenn Nahestehende es halt einfach nicht begreifen. Ich bin inzwischen dazu übergegangen - nachdem ich es so angekündigt habe -, einfach etwas als nicht gesagt zu betrachten, wenn ich 2x um Wiederholung und Sprechen in meine Richtung gebeten habe. Mein Freund geht inzwischen immer auf meiner richtigen Seite.

    Von Kollegen habe ich schon mal gehört, ich sei autistisch ...

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

  • In wirklich lauter Umgebung könnte man ganz leicht "zurück schlagen".

    Rede einfach normal leise weiter ^^

    Normalhörende werden das nicht verstehen können 8o

    Ich habe es mal selbst gemerkt.

    Ich habe eigentlich deutlich lauter gesprochen, als normal. Habe ich an meiner eigenen Stimme gespürt.

    Trotzdem wurde x-mal nachgefragt, weil man nicht verstehen konnte.

    Tja, Leute, wie wäre es mit Lippenablesen? 8o 😈

    Oder einer deutlich leiseren Umgebung 😈😈


    Tatsache ist, daß gerne die Schuld beim anderen gesucht wird.

    Schließlich gibt man sich doch viel Mühe, spricht normal, wiederholt alles mehrfach, ist geduldig, ist freundlich - und trotzdem hört der andere nicht zu! :cursing:

    Daß der andere gar nicht verstehen kann, weil es gerade zu laut ist, oder der Gegenüber undeutlich spricht, die Kiefer nicht auseinander bekommt, oder gar nuschelt - tja. 😕🙄

    Diese Tests, wie es ist, schwerhörig oder gar fast "taub" zu sein, sind eigentlich keine " richtigen Tests", weil trotz Vertäubung der guten Ohren noch deutlich genug ankommt, um ALLES verstehen zu können. Daher wird auch davon ausgegangen, daß wir Hörgeschädigte viel mehr mitkriegen müßten.

    Selbst, wenn man denen die Hörkurve zeigt, und zum Vergleich die eine machen läßt, wird nicht helfen! 😟

    Eigentlich müßte man TV auf Mute stellen, damit ein Normalhörender ein Gefühl für "taub" bekommt. Aber selbst dann wird er weiterhin die normalen Geräusche im Alltag hören können.

    Die Vorstellungskraft beim Hören fehlt ganz einfach.

    Was man nicht sehen kann, oder wie es ist, nur ein Arm oder ein Bein zu haben, ist wohl irgendwie leichter vorstellbar, als wie es ist "nur" schlecht hören zu können.

    Das Hören geschieht bei den Normalhörenden auch total automatisch, die müssen sich noch nicht einmal anstrengen!

    Lasse die erst einmal, durch was auch immer, in dem Stadium reinkommen, wo das mit dem schlechter Hören anfängt!


    Schönen Gruß

    Sheltie

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

    Einmal editiert, zuletzt von Sheltie (30. Juli 2019 um 14:05)

  • Ich hatte mir eigentlich geschworen den SP verdeckt zu tragen (weil ich es einfach - noch? - nicht schön finde und erst recht nicht „stolz“ darauf bin -, aber ich glaube inzwischen, dass es schlauer ist, ihn eine Zeit lang sichtbar zu tragen - als Erinnerung

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

  • Ich will Dir jetzt nicht die Hoffnung nehmen, aber ich habe seit Jahren kurze Haare.

    Die Hörgeräte damals, und die CIs jetzt sind also offen, eigentlich für jeden sichtbar.

    Und trotzdem scheinen die Geräte für Fremde eher "unsichtbar" zu sein.


    Schönen Gruß

    Sheltie

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • AnniB,

    ich kann Sheltie nur beipflichten :(

    So sehen meine Ohren derzeit aus mit HGs:

    Zebra

    Und trotzdem werde ich von normal Hörenden nicht als Hörgeschädigter wahrgenommen, aber immerhin von selbst Betroffenen. Das ist es mir wert.

    Links: Advanced Bionade 16:12:20 Ersatz von 15:01:21

    Rechts: Cocktail Mix 20:02:20 Ersatz von 11:03:20

    Genesung Op 2

    Die kognitive Potenz hat eine extraordinäre Relevanz für die Dialektik

    Oder anders ausgedrückt

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis besteht darin, dass man durch Praxis einen außerordentlichen Musikgenuss erleben kann, der in der Theorie mancher Technikfanatiker überhaupt nicht möglich ist

    Lachs i. 2 fel

    Ein Leben ohne Musik ist wie ein wasserscheuer Fisch

  • Für meine Leute wird es ausreichend sichtbar sein, sie werden entsetzt sein 😜

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

  • Hallo,

    falls ich überhaupt auf CI von Fremde angesprochen werde sind oftmals Leute die selbst Hörgeschädigt sind (müssen nicht selbst CI haben) oder es sind mitbetroffene die dann sagen, mein Mann hat auch sowas, meine Schwester hat auch sowos - ist schon toll dass es sowas gibt etc. Lasse dann nur wissen, dass je nach Situation nicht alles verstehen kann. Dann kommt wieder jaja mein Mann/Schwester ist es auch so zb bei Familienfeier etc. Auch Elternteil die Hörgeschädigte Kind haben und vor Entscheidung stehen, da kommt man auch auf Gesprächsaustausch bzw wie man bei Kind vorgehen soll.

    Dann gibt noch andere Mitmenschen die in Verwandten-/Bekanntenkreis keine Hörgeschädigte haben aber dann selbst schwerhörig werden.....dann werde ich gefragt ob ich TV verstehe, ist es hier nicht so laut, was du sonst alles zutraust zb alleine Reise etc. Erzähle dann meine Erfahrungen und Strategie. Dann höre ich von denen in Familie wird nicht immer Rücksicht genommen bzw können es nicht verstehen auch wenn ich noch 3 mal erkläre. Da sage ich schonmal, bist erst seit par Monate schwerhörig und vorher als noch Guthören konnte wusste man auch nicht wie ich hörmässig mache etc. Dann kommt oftmals achneee woher denn auch und hatte auch nicht die geringste Vorstellung dass so kompliziert sein kann, wusste ich nicht dass nicht immer so einfach sei. Oder eine andere Person sagte mir im Bowlingcenter dass ich mehr zuhören soll. Ich sagte nur hier ist laut und verstehe nicht alles. Als sie dann selbst schwerhörig wurde sagte sie plötzlich wallaby hier verstehe ich nichts mehr, ich dann nur soso bist nicht so schwerhörig wie ich und ich sollte damals Dich verstehen. Da war sie ruhig und konnte jetzt selbst erleben wie es ist.

    Dennoch bekomme ich im Alltag wesentlich mehr Akzeptanz/Verständnis als wie im Job. Ist zwar nicht einfach habe mich dennoch damit arrangiert.

    Den Hörende kann man aufklären, aber das hab ich längst aufgegeben da mühselig ist und sprüche kamen ach meine Oma hat auch HG und blabla. Aufzwingen kann man keinem dass due es verstehen sollte. Ist genauso wenn wir über andere Behindertengruppe auch nicht genaues wissen aber als „Behinderte“ ist man dennoch selbst sensibilisiert. Ich konnte in der Reha von eine Taubblinde Frau was dazu lernen...war schöner Austausch.

    Habe auch viele Jahre gebraucht bis ich Strategie hatte und etwas gelassener sehe.

    Gruß

    Wallaby

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    ich habe jetzt eine Weile mitgelesen und überlegt, ob ich hier etwas schreiben soll oder nicht.

    Zunächst einmal: es macht einen großen Unterschied, ob man einseitig oder beidseitig betroffen ist.

    Wenn man jahrelang normal gehört hat, dann ist es erst mal ein gewaltiger Unterschied, wenn ein Ohr dann plötzlich hochgradig schwerhörig oder ertaubt ist.

    Freunden dann mit Artikeln zu kommen, die über Schwerhörigkeit berichten, halte ich für bedenklich... denn: du bist ja nicht beidseitig schwerhörig, sondern nur einseitig! Dass man hier ähnliche Probleme wie jemand beidseitig schwerhöriges hat, ist unklar. Bestimmt wurde zur Simulation einfach mal ein Ohr zugehalten - und das ist doch gar nicht so schlimm! Man versteht (am ruhigen Tisch) doch alles - und du verstehst ja dann auch alles!

    Also übertreibst du nur mit deinem Problem...

    So zumindest kann ich mir das vorstellen und deckt sich auch mit vielen Erfahrungsberichten von einseitig Schwerhörigen bzw Ertaubten.

    Was du machen kannst: nimm ein Diktiergerät beim nächsten Mal mit und leg das in der lauten Kneipe auf dem Tisch. Das simuliert das Hören mit einem Ohr (auch ein Diktiergerät kann nicht filtern!) und wenn du es später abspielst und bittest das Gesagte von allen Personen doch bitte zu wiederholen kommt dann vlt das Verständnis, da das kaum einer schafft oder wenn nur mit größter Anstrengung.

  • Ja, ich habe jahrelang meine HGs versteckt getragen und mich mehr dafür geschämt als es wirklich akzeptiert. Zudem war ich mir nicht bewusst wie schlecht ich als einseitig taube Person wirklich hörte, ich dachte einfach ich höre ein bisschen weniger auf der tauben Seite und das ist alles.Leider ist dem ja nicht so, das habe ich aber allerdings erst nach der EA gemerkt.

    Mein Bekanntenkreis dachte oft sich sei einfach verträumt und sei halt oft nicht so bei der Sache. Diejenigen die es wussten nahmen aber schon Rücksicht und haben mich nur von der guten Seite her angesprochen oder eben Orte gesucht die nicht so laut waren.

    Nun trage ich seit ein paar Monaten die Haare immer ein wenig kürzer und seither habe ich den Umgang mit mir besser erlebt und man nimmt mehr Rücksicht, resp. meine Behinderung war.

    li normal hörend

    re taub nach chronischen MOE im Kindesalter, Cochlear N6/N8 OP 8.2.18 EA am 8.3.18

  • Was du machen kannst: nimm ein Diktiergerät beim nächsten Mal mit und leg das in der lauten Kneipe auf dem Tisch. Das simuliert das Hören mit einem Ohr (auch ein Diktiergerät kann nicht filtern!) und wenn du es später abspielst und bittest das Gesagte von allen Personen doch bitte zu wiederholen kommt dann vlt das Verständnis, da das kaum einer schafft oder wenn nur mit größter Anstrengung.

    Die Idee ist ja mal richtig gut!


    Hast Du das schon mal so gemacht?


    Ich hätte dann nur die Befürchtung, daß der Schuß nach hinten losgehen könnte :/

    Nicht, daß es dann heißt: "Siehste, ich sage doch immer wieder - stell dich nicht so an!!!" ||


    Neugierigen Gruß

    Sheltie

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Hallo,

    es ist richtig dass man unter Hörgeschädigte nicht vergleichen kann, auch das erlebte ich bereits als man sagte wieso klappt bei Person x gut und Person y nicht.

    Es kommt wie Muggel erwähnte darauf an ob jemand einseitig oder beidseitig sh ist. Dann kommt meiner Meinung auch darauf an seit wann schwerhörig ist - seit Geburt bzw frühe Kindheit oder erst im späteren Alter. Bei frühschwerhörigen kommt dann auch meiner Meinung was für eine Schulbildung hatte. Das Lernniveau war leider damals nicht überall gleich und es gab krasse Unterschiede. Dazu kam auch welche Kommunikationsform genutzt wurde und wie selbstbewusst man damit umging.

    Anni hat im Posting #6 links eingeworfen. Den 2. Link mit etwa 100 sogenanntes Flipcharts Blätter - das Lesen die wenigsten ggf bis zum Schluss. Das ist einfach zu viel da nicht alles auf sich bezieht.

    Ich kann mir gut vorstellen, das einseitig sh am besten von entsprechende Seite angesprochen werden möchte. Wenn ruhig ist kann bei manche ggf egal sein da man dennoch versteht. Jetzt soll nicht betroffen verstehen warum klappt im Restaurant, bei kleine Feier nicht aber wenn man Zuhause bzw. an Arbeit mit 2, 3 Personen funktioniert es!?

    Und schon kann der eine oder andere in Zwickmühle sein!

    Wünsche allen alles gute dass jeder seine Kommunikationsweg findet mit diese ein wenig arrangieren kann.

    Gruß

    Wallaby

  • Ich habe nicht nur das Problem beim Ansprechen von der falschen Seite. Ich kann bei Störlärm nicht rausfiltern, verstehe oft nur Quatsch und kann nicht filtern, ob jmd mit mir oder jmd anderem spricht und frage ständig „bitte?“ oder „hast du was gesagt?“

    Meine Freundin und ich haben den gleichen Beruf (Lehrerin), sie hat von mir mehrfach gesagt bekommen, was ich der Schulleitung erklärt habe. Ich werde mir eine dickere Haut zulegen müssen und eben eher in mich reinhören müssen und Situationen beenden mit klaren Ansagen. Ich glaube, damit wird es am einfachsten. Einfach sagen, dass bestimmte Umgebungen mir nur eine körperliche Anwesenheit erlauben, aber für Gespräche falsch sind. (Das hatte ich zwar auch geschrieben, aber das ist nicht angekommen)

    einseitig ehemals an Taubheit grenzend, Implantation am 20.9.19, EA am 24.10.19, Nucleus 7 von Cochlear

    das andere Ohr ist normalhörend

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    ja, ich habe das schon mal gemacht. Gerade dann wenn mehrere parallele Gespräche stattfinden, versteht man nichts mehr wirklich, da das Richtungshören und damit das Selektieren fehlt.

    Oft kommt dann von Normalhörenden ein: das ist ja nur ein Sprachbrei, da verstehe ich ja nix.

    Und schon ist es für die Leute greifbarer und verständlicher.

    Nur durch Erfahrungsberichte wird das Verständnis nicht geweckt - die Leute müssen es "erfühlen" bzw "erleben"

    Auch sollte man nicht ständig das Thema ansprechen - erstens geht man den Leiten dann auf den Keks ("nur am jammern" etc) und man erhält nur noch weniger Verständnis.

    Meine Strategie: vorher klären, wo man sich trifft... ist der Ort unpassend, dann schlägt man ne Alternative vor oder sagt ab.

  • Hallo Anni B.,

    Ich habe leider auch die leidvolle Erfahrung gemacht, dass man plötzlich mit einer Einschränkung da steht, die in den Augen von fast allen wirklich Nichts ist. Leider gehört meine Familie dazu. Auf mein erhöhtes Schlafbedürfnis direkt nach der Ertaubung und in der Zeit des Hörenlernens musste ich mir mal von meinem Mann anhören „ Ich weiß nicht, wie lange ich das noch mitmache, wenn Du Dich so gehen lässt. „ Wir leben inzwischen getrennt.

    Ein Zitat meine damals noch besten Freundin, nachdem ich ihr von einer schwierigen Störlärm-Situation erzählt hatte .„ Was glaubst Du, wie es mir mit meiner Tauben Lippe geht. Ich kann nicht einmal mehr richtig küssen. Ich küsse doch so gern.“ Nach einem Zahnarzttermin hat sie wohl ein Taubheitsgefühl behalten, was ich nich bewerten möchte.

    Manchmal wusste ich nicht, wohin mit meinem Schmerz und meiner Traurigkeit.

    Es ist mir heute noch unverständlich, wie man jemanden, der gerade einen Verlust erlitten hat ( ich bin von jetzt auf sofort einseitig ertaubt ) so begegnen kann.

    Meine eindeutige Erfahrung, nicht drüber reden. Der Mensch kann ein Ohr ganz locker verlieren, denn das 2. hat man nur als Ersatz.

    VG

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    ich denke der Umgang ist durch viele Faktoren geprägt.

    Zum einen hängt es davon ab, wie ich meine Einschränkung formuliere. "Ich habe ja solche Probleme mit Störlärm, das ist sooo schrecklich" vs "Lass uns mal ein Stück zur Seite gehen, dahin wo es ruhiger ist, dann verstehe ich besser". Beim ersten ist es nur ein Jammern, beim zweiten wird ein möglicher Ausweg, eine Problemlösungsstrategie mitgegeben.

    Oft ist der Umgang such von Unwissenheit und damit einhergehend Unverständnis geprägt. Hier hilft es bei Interesse sachlich aufzuklären und ggf auf Simulationen zurück zu greifen. Hierdurch kann man eine Einschränkung verstehbar und erfahrbar machen.

    Der nächste entscheidende Punkt ist der Kontext. Trifft man sich zum feiern, dann will man von den Problemen anderer nichts hören, sondern möchte "abfeiern", seine eigenen Probleme vergessen.

    Auch zeigt sich bei mir immer wieder: je ernster ich mein Gegenüber nehme, je mehr Fragen ich zu der Person, seinen / ihren Problemen und Interessen ich stelle, desto eher kommen auch Fragen zu mir und meinem Problem. Gebe ich meinem Gegenüber die Möglichkeit, sich zu sammeln, in einen zwanglosen Kontakt zu treten und ggf auch Berührungsängste abzubauen, umso eher ist derjenige bereit, mich nach Problemen und Barrieren zu fragen.

    Ganz wichtig finde ich: nehmt euer Handicap nicht zu wichtig. Wenn ich mich verhöre, dann wiederhole ich das, was ich verstanden habe -- was nicht selten zu Lachern führt. Wenn ich etwas gar nicht verstanden habe, dann sage ich das auch - ohne immer und immer wieder auf meine Ohren zu zeigen. Und wenn mal irgendwie gar nichts geht, dann suche ich nach Möglichkeiten... Handy, Zettel & Stift etc.

    Mit viel Humor und dem Nicht-Wichtig-Nehmen der Einschränkungen (und ja, ich bin Mehrfachbehindert!) können viele Situationen besser bewältigt werden als auf sachlicher Informationsebene.

  • Das ist so alles richtig. Aber wenn man eine Krankheit oder Behinderung ganz frisch erleidet, dann ist das ein natürliches Bedürfnis darüber zu reden. ( ich denke eine beste Freundin dürfte für so etwas da sein? ). Auch ein Partner sollte in der Lage sein, zu zu hören und Verständnis zeigen. Auch da bin ich nur gegen eine Wand gelaufen.

    Ich wollte ihm mal den Bericht von der MHH Vorspielen, um zu zeigen, dass meine Erschöpfung von der Hörbeeinträchtigung kommt. Da wurde ich auch nur angeblökt.

    Mein ganz persönlicher Wunsch wäre es, dass man auch mal dahin kommt, dass man auch in den Medien mehr darüber berichtet, wenn es zum Beispiel um Hörstürze und CI geht ( Visite z.Bsp. ), dass ein Akuter Hörverlust ein klein wenig mehr ist, als nur ein Ohr zu verlieren. Der Bericht von der Ärztin der MHH hat ja gezeigt, es geht.

    Gerade weil diese Behinderung unsichtbar ist und für Normalhörende unvorstellbar ist.

    Verliert man ein Augenlicht, ist das Verständnis gleich da, dass man damit sicher erst einmal zu kämpfen haben wird, aber das Hörvermögen........

    Willkommen im Club der Schwerhörigen!

    ( übrigens ein Spruch einer Person, bei der 1. Begegnung nach meinem Hörsturz, selber weder HG Träger noch CI Träger.)

  • Ich bin seit meiner Jugend sh, seit meinem 30. LJ mit HG versorgt. Mit 48 Jahren (2014) bekam ich ein CI. Jetzt also CI und HG. Als ich mich vor dem CI sehr intensiv mit meiner Hörbehinderung auseinander setzte und hier von einseitig Ertaubten las, konnte ich deren Probleme nicht nachvollziehen. Ich dachte mir...die haben doch noch ein gut hörendes Ohr! Jetzt, nachdem ich viel darüber gelesen habe, weiß ich, dass auch das einseitige Hören Probleme mit sich bringt. Ich gelte allgemein als empathisch!

    Ich denke mal, wenn sogar ICH als SH mich schwer tat das Leid der "Einseitigen" nachzuvollziehen, ist es für Normalos bestimmt noch viel schwerer. Natürlich sollte man sich beim Partner und bester Freundin ausheulen dürfen, das finde ich auch.

    Ich kann dem letzten Post nicht ganz entnehmen, ob der Spruch "Willkommen im Club der Schwerhörigen!" beleidigend aufgefasst wurde. Ich persönlich finde das nicht.

    LG Paula