Mich beschäftigt die Frage, ob man mit einem CI das Grollen der Brandung hören kann. Ich befinde mich derzeit auf einer griechischen Insel und sitze jeden Abend am Strand einer felsigen Bucht im Angesicht der im Meer versinkenden Sonne. Gestern war das Wasser erstmals in starker Bewegung und hohe Wellen donnerten gewaltige Wassermassen vor meine Füsse. Diese grollende Geräuschkulisse, die selbst meinen Körper ins Vibrieren zu bringen schien, verstummte mit einem Schlag sobald ich mein linkes Ohr zuhielt. Jenes hat noch ein Restgehör, insbesondere in den tiefen Frequenzen. Die von meinem rechtsseitigen CI-Ohr wahrgenommenen Geräusche tönten nach einem Gebirgsbächlein, das in seinem steinigen Bett ruhig dahinplätschert und Felsbrocken mit mitgeführten kleinen Steinchen zum Klingen bringt. Auch das Gefühl von der Brandung in Vibration versetzt zu werden war unvermittelt verschwunden.
Meinen CI-Klangprozessor habe ich erst seit 4 Monaten. Und ich weiss, dass via CI tiefe Frequenzen nicht übertragen werden. Nur, wo genau liegt die Schwelle und kann diese durch zunehmende Hörerfahrung gesenkt werden oder mittels Kalibrierung des Klangprozessors? Gibt es jemanden unter euch, der das Grollen der Brandung mit seinen CI-Ohren wahrnimmt?
Die Feststellung, das Brandungsgrollen mit dem CI nicht hören zu können, hat mich schockiert. Seit einiger Zeit setze ich mich damit auseinander, auch auf der linken Seite ein CI setzen zu lassen. Deren Restgehör beträgt, über's Ganze gesehen noch etwa 10% mit kontinuierlich abnehmender Tendenz. Ich verstärke hier klassisch, wobei ein Sprachvrerstehen kaum mehr möglich ist. Jedoch leistet mein linkes Ohr einen grossen Beitrag zu einem volleren Klangbild, nicht nur bei Meeresgeräuschen sondern auch beim Sprachverstehen und dies selbst ohne Hörgerät. Was tun?
a) mit einem zweiten CI solange zuwarten als der klangfüllende Beitrag des linken Ohres anhält und in Kauf nehmen, dass mein Sprachverstehen deutlich schlechter ist als mit einem zweiten CI?
b) Kombination von CI und akustischer Verstärkung im Tieftonbereich (EAS-System)? Allerdings ist das Risiko, das Resthörvermögen durch die CI-OP zu verlieren, sehr gross. In der Untersuchung von Julia Wünsch zur Entwicklung des Resthörvermögens nach Implantation eines CI Typ Flex28 (Diss Uni München 2016) blieb nur bei einem von 23 Patienten, die präoperativ eine Hörschwelle von < 80 db im Tieftonbereich hatten, das Restgehör unterhalb dieser Schwelle, die in etwa die akustische Brauchbarkeit markiert.
c) Mit einer baldigen Implantation auf die Karte "optimales Sprachverstehen setzen und damit leben, dass gewisse attraktive Hörempfindungen nicht mehr möglich sind?
Bei der Musik ist es für mich offensichtlich, dass ich mich von der noch bis vor kurzem zugänglichen normalen Hörwelt verabschieden muss. Dagegen ist das Brandungsgrollen ja eigentlich ein Klacks.
Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen und Überlegungen zum Thema der tiefen Töne.