Hallo zusammen,
ich möchte mich kurz vorstellen als Neue hier im Forum.
Aber zuvor ein ganz dickes Dankeschön an alle Schreiberlinge loswerden, denn ihr habt mir in den letzten Wochen meine Entscheidungsfindung sehr erleichtert und viele Fragen beantwortet - einfach indem ich hier über die verschiedensten Themen lesen durfte.
Ich bin seit Geburt oder früher Kindheit (lässt sich nicht herausfinden) hochtonschwerhörig. Mit 17 bzw. 35 startete ich den Versuch, mein Hörvermögen mit Hörgeräten zu verbessern, doch bald landeten die Hörgeräte wieder in der Schublade, da sie nur dann etwas brachten, wenn ich auch ohne Hilfsmittel gut verstand (ich nannte das immer Unterrichtssituationen, einer spricht, alle hören zu, kein Störlärm). Mit 45 dann der nächste Anlauf, weil ich merkte, dass es immer schlimmer wurde (die Lautstärke am TV ist ein guter Gradmesser) - und tatsächlich hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, Lebensqualität durch die Hörgeräte hinzuzugewinnen. Damals (2012) wies mich der HNO-Arzt bereits auf das CI als mögliche Alternative hin (ich dachte der spinnt, ich bin doch nicht taub!!). GdB 30% ist seit 2013 anerkannt, mein Hörverlust (wenn ich das richtig ausgerechnet habe) beträgt 74% und 84%.
Leider habe ich mir durch die Rückkopplungen der Hörgeräte einen Tinnitus bei meinem ohnehin schwächeren Ohr eingefangen, da der Akustiker zunächst diese Schirmchen verwendete statt einer gehörgangsverschließenden Otoplastik. Der Tinnitus-Ton ist mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen, weil er bei Stress lauter wird und mich so ermahnt, mal Pause einzulegen. Dafür höre bzw. verstehe ich mit diesem Ohr praktisch gar nichts mehr.
Und eine optimale Einrichtung der Hörgeräte entsprechend dem Audiogramm ist auch nicht möglich bzw. ich ließ sie in den Folgejahren immer weiter runterfahren im Hochtonbereich, weil z.B. Papierrascheln oder das Klappern der Tastatur sich wie Schläge/Schüsse auf den Ohren anfühlen. Ich hatte und habe einfach Angst, dass die laute Beschallung über die HG meine Ohren noch weiter/schneller schädigen als ohnehin schon.
In den letzten Jahren ist das Hören für mich aber immer anstrengender geworden, lange Besprechungen mit vielen Personen knocken mich regelmäßig am nächsten Tag aus. Auch Privatleben ist praktisch nicht mehr vorhanden, spätestens nach zwei Stunden verschwinde ich.
Als mir der HNO im April wieder das CI vorschlug (ich hab nur gefragt, ob es inzwischen bessere Hörgeräte gibt), ließ ich mir eine Überweisung ins DHZ ausstellen, die audiologische Differentialdiagnostik findet am 4. Juni statt. Ich bin inzwischen wirklich gespannt, ob ein CI für mich infrage kommt. Auf der einen Seite verstehe ich selbst mit HG nur Bahnhof, wenn mein Gesprächspartner nuschelt, auf der anderen Seite trage ich die HG nur im Büro bzw. wenn ich mich mit jemandem verabredet habe und weiß, dass ich hören muss. Ansonsten wurstele ich mich ohne durchs Leben, sei es durch Lippenablesen, sei es durch Rückzug (ja, fatal, ich weiß). Außerdem habe ich einen Hund, der für mich die Türklingel hört und der mich zwingt rauszugehen.
Sich einzugestehen, dass frau wirklich behindert ist, nachdem ich über Jahrzehnte meine Energie verschwendet habe, um diesen "Makel" zu verstecken, fällt mir immer noch schwer, obwohl ich inzwischen wesentlich offensiver damit umgehe.
Tja, und als ich mich im Internet übers CI näher informieren wollte, bin ich alsbald auf dieses Forum gestoßen und hängengeblieben....
Ihr habt mir mit euren Erzählungen doch weitgehend die Angst vor dem Unbekannten genommen - und ich glaube, ich habe nichts zu verlieren, es kann nur besser werden.
Meine Hoffnung ist, eine einseitige CI-Versorgung vielleicht
- mehr Sprachverständnis
- leiseren Tinnitus
- weniger Erschöpfung
bringen wird, wenn ich erst einmal die "neue Sprache" gelernt habe. Im Moment verstehe ich nämlich nur Bahnhof, wenn ich mir Hörbeispiele anhöre. Und ich weiß, es ist ein "vielleicht"....
Vielen Dank, dass ich an euren Erfahrungen und Erlebnisse mit dem CI teilhaben darf!
LG
Ulrike