Elektroden: Vorgebogen vs. Gerade (AB)

  • Hallo liebes Forum,

    ich bekomme in ein paar Wochen mein erstes CI und habe mich - unter anderem mithilfe der großartigen Informationen hier im Forum - für Advanced Bionics entschieden. Was mich jetzt noch beschäftigt, ist die Wahl der richtigen Elektrode. Und da wollte ich das geballte Wissen hier gerne nutzen und um eure Hilfe bitten, die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Elektrodenformen abzuwägen.

    AB hat aktuell ja zwei verschiedene Elektroden zur Auswahl: Die SlimJ (lang, gerade und flexibel) und die Mid-Scala (vorgebogen). In der implantierenden Klinik tendieren sie leicht dazu, mir die Mid-Scala zu empfehlen, lassen mir aber im Grunde die Wahl. Was meinen Hörverlust angeht, habe ich zwar noch Restgehör, aber vor allem im Tieftonbereich, der am schlechtesten bei mir ist, ist dies laut Doktor "nicht mehr effektiv nutzbar".

    Die Vorteile der Mid-Scala sind laut Klinik: dichter an den zu stimulierenden Nervenfasern, sicherer Halt im Innenohr, Neigung zur Mitstimulation der Gesichtsnerven geringer. Vorteile der SlimJ: Restgehör kann eher erhalten werden (?); Nachteile: weniger sicherer Halt im Innenohr (könnte aufgrund ihrer geraden Form eher wieder aus der Hörschnecke herausrutschen).

    Da gibt es sicher noch einiges zu ergänzen... Ich würde mich freuen, wenn ihr etwas zu den Vor- und Nachteilen der unterschiedlichen Elektrodenformen beizutragen hättet und freue mich auch sonst auf den Austausch hier mit euch!

    Danke und einen schönen Abend

    Cino

    Seit Anfang 20 progrediente, tieftonbetonte Schwerhörigkeit (ungeklärte Ursache), erst nur auf einem Ohr, mittlerweile beidseitig an Taubheit grenzend.

    Seit dem 24.6.19 links implantiert mit HiRes Ultra 3D von AB mit der SlimJ Elektrode, Sprachprozessor Naida Q90 Marvel CI; rechts Hörgerät Marvel Naida Link von Phonak.

  • Cino 8. Mai 2019 um 23:12

    Hat den Titel des Themas von „Elektroden: Vorgebogen vs. Gerade“ zu „Elektroden: Vorgebogen vs. Gerade (AB)“ geändert.
  • Hallo Cino,

    ich trage zwar ein Implantat von Cochlear, allerdings traf ich auch eine Entscheidung zwischen vorgebogen vs. gerade.

    Ein weiterer Vorteil der vorgebogenen Elektrode ist, dass diese "weniger" Strom benötigt als das gerade Elektrodenbündel. Je größer der Abstand zum Hörnerven ist, desto mehr Energie muss aufgewendet werden. Natürlich spielt auch die persönliche Map (Einstellungen im Sprachprozessor) eine Rolle.

    Ich habe mich aber dann gegen das vorgebogene Elektrodenbündel entschieden, da bei einer Explantation, das Gewebe in der Kochlea verletzt werden kann. Hierbei ist auch ausschlaggebend, wie groß der Widerstand beim Herausführen ist. Es kann sein, dass dies passiert, aber es kann auch sein, dass sich das Elektrodenbündel problemlos explantieren lässt. Wichtig ist hier auch die Erfahrung des Operateurs. Ich trage seit fast 30 Jahren mein Implantat, welches damals immer nur ein gerades Elektrodenbündel hatte, von Cochlear ohne irgendwelche Defekte. Als ich vor 2 Jahren mit einem zweiten Implantat versorgt wurde, habe ich mich wieder für ein gerades Elektroden entschieden. Erst mal wegen einer möglichen Explantation und noch aus einem weiteren Grund. Ich wollte nicht das dünnste Elektrodenbündel haben, da bei einer Reimplantation meist nur ein dünneres Elektrodenbündel eingesetzt werden kann. Ich konnte mich meinem Operateur sehr gut darüber unterhalten, und habe mit ihm diese Entscheidung getroffen.

    Würde gerne noch mehr schreiben, aber ich muss jetzt in die Arbeit.

    Wünsch Dir was!

    LG Karin

    rechts: von Kindheit an mittel- bis hochgradig schwerhörig, letzter Hörsturz mit 22 Jahren verursachte totale Taubheit.

    Juli 1990: in Hannover CI-Operation, aktuell Nucleus 6, CP920


    links: geburtstaub, Juli 2017: in München-Großhadern CI-Operation, EA: 07.08.17, aktuell Nucleus 6, CP920

  • Danke, liebe Karin, für deinen interessanten Beitrag. Dass sich die vorgebogenen Elektroden unter Umständen schlechter wieder entfernen lassen, ist ein guter Punkt. Ich werde in der Klinik mal nachfragen, welche Erfahrungen sie damit gemacht haben. Dann stünde bei den geraden Elektroden der Nachteil, dass sie theoretisch eher wieder rausrutschen könnten, dem Vorteil gegenüber, dass sie leichter wieder zu explantieren sind. Hm, das macht die Entscheidung nicht leichter...

    Dass ein besonders dünnes Elektrodenbündel im Fall einer Reimplantation ungünstig sein kann, würde im Fall der Elektroden von AB eher gegen deren gerade Elektrode sprechen, da diese wohl dünner als die vorgebogene ist.

    Ich bin gespannt auf weitere Meinungen und wünsche allen einen schönen Tag!

    Seit Anfang 20 progrediente, tieftonbetonte Schwerhörigkeit (ungeklärte Ursache), erst nur auf einem Ohr, mittlerweile beidseitig an Taubheit grenzend.

    Seit dem 24.6.19 links implantiert mit HiRes Ultra 3D von AB mit der SlimJ Elektrode, Sprachprozessor Naida Q90 Marvel CI; rechts Hörgerät Marvel Naida Link von Phonak.