Krankenhaus-Report: Fehlende Routine als Gefahr?

  • Hallo,

    heute wurde in den Nachrichten auf ZDF vom AOK Krankenhaus-Report 2017 berichtet. (Um 21:45 Uhr gibt es im heute-journal wohl eine Wiederholung.)
    Hier ist der Inhalt:

    Ich finde es gut, dass über dieses Thema berichtet und diskutiert wird. Uns im Forum betrifft es auch, schon allein wegen der CI-Implantate. Vielleicht helfen die Infos bei der Auswahl der richtigen Klinik. Nach meinem Kenntnisstand lohnt es sich, sich zu informieren und sich selbst ein Bild von der Klinik zu machen. Allerdings sehe ich es kritisch, wenn es in einer Klinik zwar eine große OP-Routine gibt, dafür aber Menschen fast wie am Fließband unters Messer kommen. Das ist das andere Extrem zu den Kliniken, die zu wenig Erfahrungen mit OPs haben. Zudem halte ich es für sinnvoll, auch auf die Qualität der Betreuung nach der OP zu achten, sowohl im Krankenhaus als auch beim Anpassungsprozess des Sprachprozessors.

    Viele Grüße!
    Audi

  • Ähnliches berichtet auch das CIVrund-Heft Nr. 52 vom CI-Landesverband BaWü über den 3. CI-Tag in Freiburg am 11. und 12. November 2016. Dort wurde erzählt, daß 125 Kliniken in Deutschland CI implantieren, aber nur 27 davon mehr als 50 Operationen im Jahr durchführen. Also mindestens einmal die Woche. Diese 27 Kliniken wollen zusammenschließen, um eine Qualitätsoffensive zur OP und Richtlinien zur CI-Reha auszuarbeiten.

    Grüßle,
    Bernd

    Links: CI - HiRes 90K Advantage Med Scale - 21.10.2015 / EA: 23.11.2015 - Naida CI Q90 (Upgrade 11.10.2016)
    Rechts: CI - HiRes 90K Advantage Med Scale - 02.09.2016 / EA: 10.10.2016 - Naida CI Q90
    Uni-Klinik Freiburg

  • Bin da mal gespannt, was aus dieser "Qualitätsoffensive" der 27 Kliniken herauskommen soll. Alles, was hilft, die Qualität der Operationen zu verbessern, ist gut. Aber über die Maßstäbe, wie die Häufigkeit der OPs, sollte dann auch transparent berichtet werden.

    Ein Jahr hat 52 Kalenderwochen, da sind 50 OPs/Jahr fast eine OP in der Woche. Es stellt sich die Frage, ab welcher Anzahl das Risiko für einen Fehler deutlich vermindert ist und auch, ab welcher Anzahl das Risiko für Fehler wieder zunimmt.

    Einmal editiert, zuletzt von Audi (1. März 2017 um 18:32)

  • Hallo Audi,

    Ein Jahr hat 32 Kalenderwochen, da sind 50 OPs/Jahr schon deutlich mehr, als nur eine OP in der Woche.

    Ein Jahr hat doch 52 Wochen oder hast du da die Wochenenden/Schulferien/Feiertage absichtlich abgezogen?
    Wichtig wäre dann auch noch, wie viele Ärzte an einer Klinik CIs implantieren und wie viele Ops dann auf einen Operateur kommen.
    Ich persönlich finde es ganz prinzipiell auch gut, wenn es an einer Klinik mehrere Ärzte mit Erfahrung mit CI Ops gibt und sich nicht alles auf einen Operatuer stützt.
    Gruß
    Katja

  • Ähm... Du hast Recht und ich habe es mal korrigiert! :pinch: War ein Flüchtigkeitsfehler. Ein Jahr hat natürlich 52 Wochen. ;)

    Was Du ansprichst, ist wichtig! Wieviele OPs kommen auf einen Chirurgen incl. seinem Team? Das sollte bei dieser Qualitätsoffensive bitte auch transparent gemacht werden. So könnte es sein, dass eine Klinik zwar weniger als 50 CI-OPs im Jahr hat, aber dennoch eine gute Arbeit leistet. Abhängig davon, wer wie oft an den OPs beteiligt ist.

    • Offizieller Beitrag

    So noch mal keine Ahnung wo der Beitrag hin ist.

    Zuviele Ops also wie am Fließband ist auch nicht das optimale, aber wenn man jetzt mal annimmt das in einer Klinik weniger als 50ops gemacht werden und z.b 2 verschieden Ärtze die operation ausführen dann Operiert noch nicht mal der Operateuer 25mal im Jahr. Finde ich jetzt nicht so optimal den da kommt ja dann keine Routine rein. Wobei man auch schauen muss wie viele Ops der ARzt schon gemacht hat. wenn jetzt ein ARzt von einer der großen Kliniken an eine kleine Klinik wechselt und in der große jede Woche 3ops hat dann kann man schon davon ausgehen das er eine gewisse Routine hat. Das aber alles heraus zufinden bzw. zu erfragen ist ja auch nicht ganz ohne.

    Wenn man jetzt mal von der CI-op absieht finde ich das es eine gewisse Routine schon geben sollte, aber wenn die nun z.b planen das Klinik X nur Hüfte operiter und Klinik Y nur Bauch, dann sehe ich die versorgung Wohnorts nahe gefährdet gerade auf dem Land wo nicht soviele Kliniken vorhanden sind. Klar wenn es um ganz speziele Ops geht, nimmt man schon mal einen weiteren Weg in kauf. Es ist schwer für bestimmte Ops eine gewisse Routine rein zubringen aber auch die versorgung in der Region aufrechzuerhalten. Zuviel Routione ist auch gift.

    MedEl Synchrony -Sonnet CI 30.9.2014
    EA 27.10.2014
    links. Cochlear 512 10.11.2010
    EA 6.12.2010
    re-implantation 9.5.2011
    EA 14.6.2011

  • Bei einer OP sind in der Regel mehrere Ärzte beteiligt, sprich als Assistenz, und können so für den Notfall einspringen. Andere Ärzte wie Narkose nicht eingerechnet. Auf diese Weise können 2-3 Ärzte einer OP beiwohnen und so auch Erfahrungen sammeln. Man muß bei einer OP zusätzlich Zeitpuffer einplanen. Fehlt dieser, geht es schnell auf Kosten der Patienten und der Qualität schief.
    Ist unter uns jemand, der Näheres über den Arbeitsablauf in einer Klinik erzählen kann?

    Links: CI - HiRes 90K Advantage Med Scale - 21.10.2015 / EA: 23.11.2015 - Naida CI Q90 (Upgrade 11.10.2016)
    Rechts: CI - HiRes 90K Advantage Med Scale - 02.09.2016 / EA: 10.10.2016 - Naida CI Q90
    Uni-Klinik Freiburg

  • Moin,

    alles muss irgendwie wirtschaftlich abgewickelt werden. Kein Mensch (Operateur und Team) interessiert sich für das "Individuum".

    Allerdings sehe ich es kritisch, wenn es in einer Klinik zwar eine große OP-Routine gibt, dafür aber Menschen fast wie am Fließband unters Messer kommen.

    Natürlich haben die ihre OP-Tage, wo es dann wie am Fliessband läuft. Ich versuche ja selber im Beruf auch immer, mich so zu organisieren, dass ich möglichst wenig "Reibungsverluste" habe. Warum sollte das in einer Klinik (beim Chefarzt/Oberarzt) anders laufen?

    Wer dann wie viele OP's macht kriegt man eh nicht raus. Auf dem Tisch bist Du immer drauf angewiesen, dass der Chirurg einen guten Tag hat, oder von "Fortuna" gesegnet ist. Im anderen Fall hat man selber mit den Konsequenzen zu leben. Kein über lange Zeit erstrittenes Schmerzensgeld kann die dauerhaften Beeinträchtigungen aufwiegen.

    Ich möchte ergänzen: "Auf hoher See, vor Gericht (und auf dem OP)" bist Du in Gottes Hand

    LG Konrad

    P.S.: Ich habe schon OP's im 2-stelligen Bereich hinter mir, bisher ging alles gut

  • Fehlende Routine ist ein Thema, ich denke, es geht vielmehr um "zu viele Krankenhäuser", die unsere Politik gerne schließen würde. Also wird jetzt an der Fallzahl rumgeritten. Nun, ob CI, ob Endoprothesen, man kann schlecht Razzia auf der Straße machen, um "Fallzahlen" zu schaffen.
    Aber das ist auch der Grund, warum letztendlich unnötig operiert wird.
    Bevor in meiner Gegend ein kleines Krankenhaus geschlossen hat, gab es dort einen neuen Chefarzt der Orthopädie.
    Er hat in 3 Jahren seines Tuns 1000 Knie- und Hüftprothesen eingesetzt. Und das in dieser relativ dünn besiedelten Gegend.
    Seitdem ist so ein Phänomen nicht wieder vorgekommen.
    Nun, es haben jetzt viele eine Hüfte oder neues Knie, es käme nie wieder an solche Fallzahl.

    rechts: CI seit Sept. 2013, danach Opus 2XS (sehr gern)+ Rondo (weniger gern). Seit 7.07.2020 Sonnet 2.
    links: Schwerhörigkeit bei Otosklerose, HG von Phonak