CI für meine Mutter? (AB CI + HG kopplung ab September)

  • Guten Tag,

    ich bin neu hier. Habe bereits etwas in diesem Forum gestöbert. Ich hoffe ich habe für meine Frage, den "richtigen" Unterbereich ausgewählt.

    Meine Mutter bereits älter, aber als Ballettlehrerin immernoch berufstätig, hat aufgrund mehrere Hörstürze auf einem Ohr (rechts) das Gehör komplett verloren.
    Das andere Ohr hat Resthörvermögen aber meist erst ab 80-100 db. Die mittleren und hohen Frequenzen haben am meisten gelitten. Die erste Hörgeräteversorgung war 2010 oder 2011. Seit Ende 2014 kam der letzte und finale Todesstoß. Seitdem ist eine halbwegs funktionierende HG Versorgung nicht mehr möglich.
    Das Sprachverständnis dümpelt irgendwo zwischen 10-40% rum. Entsprechend schlimm steht es den sozialen und beruflichen Alltag. Stress und Verantwortungsreduktion geht nicht auf knopfdruck.

    Offenbar gibt es keine andere Lösung mehr als ein CI.

    Wir waren in Frankfurter uni klinik und in Aachener uni klink. Beide sind ganz heiss darauf ein CI zu verpflanzen (vorzugsweise rechts wo nichts mehr wirklich los ist). Eigentlich darf (anscheinend) kein CI bzw. Hersteller empfohlen werden. Dennoch habe ich den folgenden Hinweis gehört (wo und von wem ist belanglos).
    Die Advanced Bionics wären wohl die Spitzenklasse/-technik.
    Desweiteren soll im September (2016) ein neues Hörgerät auf den Markt kommen von AB und seinem Hörgeräte-Joint-venture Firma (keine ahnung ob der eine den anderen einverleibt hat oder die nur zusammenarbeiten), welches dann eine neue Technik zum koppeln des CI auf der einen Seite und eines dazugehörigen Hörgeräts auf dem anderen Ohr und damit verbessertes Stereo (und damit u. a. auch Musikhören) ermöglichen soll.

    Für meine Mutter sind nicht nur die sozialen und Kundengespräche relevant (Telefonate und Kundengespräche nehme ich ihr ab). Sie legt viel Wert darauf die Musiken wieder hören zu können. Momentan hört sie wohl lediglich Rhytmus-elemente. Die höheren tönen sind ein kreischender Einheitsbrei (vieles höre sich an wie "Mickey Mouse"). Eine Akustikdecke und das ständige rumswitchen zwischen den 3-4 Programmen am Hörgerät sind ein Muss um überhaupt eine Chance zu haben etwas zu verstehen.
    Die fehlenden Elemente der Musikstücke kompensiert sie einfach damit, dass sie vornehmlich bekannte Musiken verwendet (wo sie sich den Soll-rest einfach vorstellt). Um neue Musiken für Choreographien zu finden reicht das Hörvermögen nicht aus, ganz abgesehen davon dass das Hören bzw. Verstehen bestimmt einen Faktor 5 anstrengender geworden ist. Ich denke da erzähle ich hier nichts Neues.

    Nun meine Fragen:

    -Was ist von der Aussage AB wäre Spitze und den für September angekündigten HG kopplungslösung zu halten?
    -Kann mir jemand generell etwas zu dem Ruf von AB sagen?
    -Sind die im Forum vorhandenen Kabelbruch/riss geschichten etwas was ich vor allem bei AB Produkten vorfinde?
    -Können Forumsteilnehmer, die ähnlich musikalisch engagiert involviert sind mir einen Tipp geben, welches CI sie ggf. gut/besser finden?
    -Gibt es irgendwas was ich bei der Suche nach einer "optimalen Lösung" für meine Mutter ins Auge fassen sollte?
    -Gibt es eine Klinik, die nach eurem Dafürhalten was Operation und Nachsorge/Anpassung angeht besser oder schlechter punkten kann als Andere?

    Viele Fragen...ich weiss....und vermutlich bin ich in diesem Unterforum auch nicht optimal aufgestellt. Vielleicht kann mir in diesem Fall jemand einen Stups in die richtigen Richtung geben.

    Vielen lieben Dank

    Grüße vom Kauz

  • Hallo Kauz,
    ich bin noch nicht lange CI-Träger (seit Nov 2015).
    Vor meiner OP mußte ich mich auch zwischen 3 Anbietern entscheiden- Cochlear, MED-DEL und AB. Von der Klinik (UNI-Klinik Halle) bekam ich
    für alle 3 Anbieter Prospekte mit nach Hause. Ich habe mir alles durchgearbeitet und habe mich für AB entschieden, erstens wegen dem zusätzlichen
    Mikrofon vorn, zweitens weger der Akkus und drittens weil mir die Darstellung der Unterlagen zusagte. Im April habe ich sogar den neuesten
    SP bekommen - den Naida Q90. Rechts habe ich noch ein Hörgerät, allerdings keins von Phonak. Von Phonak gibt es HGs, die mit dem CI von AB
    kopplungsfähig sind. Bei mir wird es wohl irgendwann ein neues HG werden müssen, denn so ganz konform funktioniert es mit beiden Teilen
    noch nicht.

    Gruß kiras

  • Hallo Kauz,

    erst mal herzlich willkommen hier im Forum.

    Ich meine bei Deinem Beitrag viel Hektik und sehr hohe Erwartungen an das CI "herausgehört" zu haben. Die Annahme, dass mit einem CI alles wieder gut ist und dann das Leben normal weiter geht, ist wohl etwas mit Vorsicht zu genießen. Da muss Geduld geübt werden!

    Ein implantiertes CI bringt natürlich zunächst längst nicht das, was vor der Krankheit möglich war. Da bedarf es einiger Einstellungen des Audiologen, logopädische Übungen, und auch eine Reha u.Ä. Hier im Forum findest Du viele Beiträge, die den "mühsamen" (hoffnungsvollen) Weg von der EA über weitere Anpassungen und auch der Reha beschreiben. Kleinste Fortschritte werden zu Recht als Erfolg gefeiert. Ein weiterer Faktor ist das Durchhaltevermögen des Patienten. Je mehr man sich selber motivieren kann, desto größer der langfristige Erfolg. So wie ich das sehe, sind alle, die hier schreiben sehr motiviert.


    Von dem allen unabhängig ist wohl die Wahl des Anbieters. Die 3 bekannten sind in Funktionalität und Qualität wohl vergleichbar (MedEl, Cochlear, AdvancedBionics). Nuancen gibts nur in der Zubehörauswahl.


    Zu Deinen Fragen:
    1+2 kann ich nichts zu sagen
    3 seit 2 Monaten habe ich einen QI90. Übertragerkabel funktioniert immer noch
    4 musikalisch (klassische Gitarre) bin ich auch. Das CI hilft mir da im Moment wenig, da mein rechtes funktionierendes Ohr alles übernimmt
    5 Ich weiß nicht, worauf Ihr Wert legt
    6 Grundsätzlich wird wohl jede Klinik in Deutschland, die ein CI anbietet, die optimale Versorgung anbieten. Ich würde auch wieder das in der Nähe nehmen (Ich war in Tübingen und fühle mich dort immer noch sehr wohl)


    LG Konrad

  • Hallo Kiras,

    danke für Deine Antwort!

    Von einer der Kliniken haben wir auch solche Prospekt-Mappen bekommen. Habe aber noch nicht alles durch.
    Das würde sowieso nicht die Aussprache mit Leuten, die bereits Erfahrungen gemacht haben für mich ersetzen.

    Neben der oben erwähnten Empfehlung für AB und den im September verfügbaren neuen Hörgeräte Kopplungstechnik bekam ich von anderer Seite auch noch eine wage andere Empfehlung für Med-el.
    Die Begründung für ein Med-el CI wäre, dass möglicherweise der Frequenzbereich besser abgedeckt sein könnte, weil das Elektrodenkabel länger und damit tiefer in den Gehörgang eingeführt werden könne.

    Desweiteren:
    Ein Arzt meinte zu mir, dass die Lernkurve in den ersten 3- 5 Monaten am größten wäre. Innerhalb dieses Zeitraums würde man am meisten lernen und profitieren. Innerhalb bzw. nach diesem Zeitraum wüsste man also was man von seinem CI erwarten könne. Der weitere Lernzuwachs bzgl. des Hörvermögens danach wäre eher marginal.

    Da Du bereits seit Nov. 2015 ein CI hast....kannst du mir sagen, ob sich diese Behauptung für Dich persönlich bestätigt hat. Oder gewinnst du immernoch Tag für Tag mehr Hörvermögen/-verständis und damit Lebensqualität hinzu?.
    Wie verhält es sich bei Dir mit dem Hören von Musik?
    Kann man etwas (Töne, Instrumente, Klangfarben, Melodien) wieder raushören und Musikstücke identifizieren oder ist Musik für Dich problembehaftet mit den CI.

    Grüße vom Kauz

    P.S.: Ein Arzt meinte dazu, dass mit der richtigen Einstellung/versorgung, CI Probanden in einer Studie (der UK Aachen) in der Lage gewesen wären Filmmusiken bzw. deren Stimmungen, auch ohne den Film zu sehen, korrekt zu identifizieren.

  • Hallo Konrad,

    danke !

    Insbesondere Dein Hinweis bzgl. der Musik (Gitarre) war sehr hilfreich. Ich höre bei Dir raus, dass Du mit Deinem CI im Moment keinen Gewinn hast, was die Musik angeht.

    Was die Motivation angeht, bin ich, was meine Mutter betrifft etwas zwiespältig. Über die erste große Angst, Frust und Trauerphase über den Verlust ihres geliebten Gehörs ist sie nun hinaus.
    Auf der anderen Seite war meine Mutter eher immer ein ängstliches hyperaktives Nervenbündel, welches keinerlei Geduld hat. Das bemerkte ich auch immer bei der Hörgeräteversorgung.
    Sie hatte immer die Vorstellung "ich kaufe da was, dann hat das auch zu funktionieren". Teilweise war sie sogar so abweisend, dass ich sie immer daran erinnern musste das Programm am Hörgerät umzustellen und durchzuprobieren bis sie mich wieder in der jeweiligen Hörsituation verstand. Das ist ein chronischer Zustand, den sie sich nur sehr langsam abgewöhnen lässt.
    Verdrängung und Frust sind also immernoch vorhanden. Ob und in wie weit sie das CI als Chance begreift oder wenn es nur schleppend voran geht das als zeitverschwendung empfindet und aufgibt kann ich nicht sagen. Aber wir haben offenbar sowieso keine Alternative.
    Jedenfalls....Nur größter Leidensdruck "zwingt" sie dazu etwas für sich und ihr Gehör zu tun und sich darauf einzulassen. Angesichts vieler Umstände ist das aber für mich vollkommen nachvollziehbar. Irgendwann hatte man im Leben genug an der Backe....Ängste und Druck kann man nicht einfach abstellen.

    Mich würde noch interessieren, wie oft Du zur Nachversorgung und audiologischen Justierung (oder wie man das nennt) wieder zu deiner Klinik musstest.
    Außer der Operation und der danach stattfindenden Aktivierung/Ersteinstellung, sowie der 3-5 Wochen Reha hatte ich jetzt nicht das Gefühl vermittelt bekommen, dass ich jeden Tag wieder zum Klinikum zur Nachjustierung müsste.

    Wie genau bzw. wie oft und in welchen Abständen also muss "man" nochmal zu der Klinik?

    Grüße Kauz

    • Offizieller Beitrag

    Ich kenn diese Studie nicht wo in Aachen gemacht wurde. Kann sein das da manche diese Filmusik zuordnen konnten, aber dazu müsste man auch wissen wie lange hatte diese Probande ihr CI und wie haben sie vor der OP gehört, wie lange waren sie ertaubt usw.. diese dinge spielen beim Erfolg neben der Einstellung auch eine Rolle.
    Prospekte und deren Inhalt schön und gut aber viel wichtiger ist zuschauen ob der Sp von der Firma wo man denkt die könnte es waren zum Ohr passt bzw. bequem ist.

  • Moin Kauz,

    Ungeduld, so wie ich es heraushöre, ist ein schlechter Ratgeber. Wenn Deine Mutter sich für ein CI entscheidet, ist es noch ein langer Weg zum Verstehen, ein viel weiterer zum Musikhören. Hat Euch das bei Euren Terminen niemand so gesagt?

    Ich denke, wenn man das Forum durchstöbert, weiß man was möglich ist, und was nicht. Natürlich würde ich selber auch gerne wieder Stereo hören, aber ich empfinde es momentan als große Bereicherung, dass sich mein Tinnitus meist mit dem Prozessor verabschiedet.

    LG Konrad

    3 Mal editiert, zuletzt von Konrad (17. Mai 2016 um 20:20)

  • Franzi:

    Ich gebe dir Recht, was die einzelnen Einflüsse auf die Ergebnisse von Studien angeht. Habe versucht die betreffende Studie über das Internet zu finden, bisher kein Erfolg. Werde den Arzt bei Gelegenheit nochmal ansprechen ob er mir die Quelle bzw. ein Pdf dazu geben kann.
    Das mit dem Passen ist ein Punkt der mich bisher noch nicht berührt hat. Denke die dürften alle nicht unbequem sein. Und das die Dinger alle mehr oder minder globig und hässlich sind ist auch klar. Das Ding so funktionieren, da ist es mir egal ob es irgendwo einen halben centimenter mehr oder weniger hervorschaut.

    @Konrad:

    Die Berichte sind unterschiedlich.
    Von den Ärzten und 2 Frauen mit Chochlae habe ich aber folgendes Gesamtfazit rausgehört:

    Manche Leute können bereits nach der ersten Aktvierung/Einstellung Leute wieder verstehen.
    Andere Leute brauchen dafür Wochen und viel Training.
    Musik zu hören würde länger dauert, sei aber heutzutage möglich entgegen vieler Behauptungen.
    Einige Leute tun sich schwer mit Musik.
    Die eine Frau die ich traf mit Cochlae könne jetzt wieder Intrumente unterscheiden und Musik "hören".
    Natürlich nicht so, wie im Original vor der Ertaubung, jedoch ziemlich nah dran.

    Wichtig sei:
    - dass man noch nicht lange taub sei (also weniger als ca. 3 Jahre).
    - dass schon immer viel mit Musik zu tun hatte bzw. musisch begabt sei
    - dass man seine Reha-Zeit (3-5 Wochen) gut nutzen sollte und man ggf. bis zu weiteren zwei Rehas einplanen sollte bis man wieder gut hören kann.

    Einige Leute holen den meisten an Lerngewinn innerhalb von 3 Monaten raus. Andere brauchen dafür 5 Monate.

    Ansonsten gebe es zusätzlich noch den Glücksfaktor. Nach dem Motto, der eine bekommt das CI und ist happy und profitiert ziemlich direkt/schnell und der andere müssten sich halt abstrampeln.

    Alle waren total euphorisch und zuversichtlich, dass das CI Implanatat eine reine Wonne für meine Mutter sein werde und sich zudem viel Verbesserung und weitere Optionen einstellen würde mit den weiteren Monaten. Das gelte sowohl für das Sprachverständnis wie für das Musik hören.
    Das Klischee dass man keine Musik hören könne und dass man nur eine blecherne Roboterstimme hören könne sei aus alten Zeiten.
    Meine Mutter würde relativ rasch sehr stark profitieren von einem CI. Insbesondere mit den oben erwähnten im September aufkommenden Neuheit würde sich vermutlich eine weitere Verbesserung für meine Mutter auftun mittelfristig.

    So.....das sind die Eindrücke. Meine kritischen Hinterfragungen wurden immer aus dem Weg geräumt.
    Auf die Nachfrage, wie viele CI-Implantierten sehr und hoch zufrieden mit ihren CI seien antwortete ein Arzt 90-95%. Auf die Fragen wie viele Leute sich nicht nochmal ein CI antun würden antwortete er 0.5-1.0%


    Grüße Kauz

    P.S.:
    Von dem Tinnitus Effekt abschalt/reduktions-effekt habe ich auch gehört. Ein weiterer Bonuspunkt für meine Mutter, da sie ebenfalls mannigfaltige Ohrgeräusche hat.

  • Hallo Kauz,

    AB gehört wie Phonak und Unitron zu der Sonova-Gruppe, eine global agierende Firma für Hörlösungen und -hilfen. Der Vorteil liegt hier insbesondere in gemeinsamen Entwicklungen von Hörhilfen und Zubehör.

    Auch ich selbst trage ein CI von AB. Hier sagte mir vor allem das T-Mic, das Mikrofon vor dem Gehörgang, zu, was mir jetzt beim Telefonieren bei meiner Arbeit zugute kommt, da hier das lästige Suchen nach dem Mikro wegfällt.
    Auf die Spitzentechnologien würde ich nicht so viel Wert legen, da man das Implantat für Jahre eingepflanzt bekommt und man so an ein Hersteller gebunden ist. Alle paar Jahre bietet immer jemand was Neues an, die der Andere (momentan) nicht hat. Studiert ruhig die Prospekte und Berichte und Deine Mutter soll sich dann für ein Hersteller entscheiden. Wichtig sind hier 3 Punkte: 1. Geduld, 2. Geduld, 3. Geduld und sich an die neuen Höreindrücke erfreuen. ;)
    Sollte Deine Mutter künftig öfters mit Telefonen verschiedener Hersteller telefonieren, wäre AB überlegenswert, da man hier mit dem T-Mic wesentlich flexibler ist. Ebenso wenn man die Hand an den Ohrmuschel anlegt, um den Umgebungsschall auszublenden (ein weiterer Vorteil des T-Mics).

    Ah ja, das Kabel zum Übertrager hält seit der Erstanpassung vor 6 Monaten bis jetzt. Keine Ahnung, wie lange es noch hält. Es ist aber robuster als man denkt. :)

    Grüßle,
    Bernd

    Links: CI - HiRes 90K Advantage Med Scale - 21.10.2015 / EA: 23.11.2015 - Naida CI Q90 (Upgrade 11.10.2016)
    Rechts: CI - HiRes 90K Advantage Med Scale - 02.09.2016 / EA: 10.10.2016 - Naida CI Q90
    Uni-Klinik Freiburg

  • Hallo Berlin71,

    danke für Deine Eindrücke!

    Kannst du mir Deine persönlichen Eindrücke des Sprachverständnis und Musikhörens in Stichwörter wiedergeben? Wie verhält es sich bei Dir nach diesen 6 Monaten?
    Kannst du jedem Gespräch folgen (Sprachverständnis?). Kannst du einigermaßen sinnstiftend Musik hören, erkennen oder gar Instrumente unterscheiden? :)
    Was geht oder geht nicht?

    Vielen Dank im Voraus für Deine Mühen!

    Grüße Kauz

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    ich bin - gestehe ich - etwas verwirrt, dass sich hier jemand für ein CI für die selbst noch fitte Mutter erkundigt und für diese scheinbar die Wahl trifft.
    Dies könnte ich verstehen, wäre die Mutter zB dement und dazu nicht mehr in der Lage! Aber nach den Erzählungen sieht dieses ja ganz anders aus und es stellt sich mir die Frage: was möchte denn die Mutter?
    Immerhin ist SIE diejenige, die operiert werden würde. Immerhin ist SIE diejenige, die den Sprachprozessor tragen wird (und für SIE können 1-2 mm mehr sehr viel sein!!), immerhin ist SIE diejenige, die Hörtraining machen wird.

    Es gibt gerade um Frankfurt herum mehrere Selbsthilfegruppen. Der CI Verband Hessen-Rhein-Main (CIVHRM) ist sehr gut aufgestellt und viele sehr kompetente Personen zählen dazu. Hier könnt ihr verschiedene CI Träger kennen lernen, deine Mutter lernt, dass sie mit ihrem (Hör)Problem nicht alleine ist, kann erfahren, was andere über das CI denken, wie gut sie in verschiedenen Situationen klar kommen (oder auch nicht) usw.

    Auch halte ich die Aussage "die ersten 3-5 Monate sind entscheidend" für absolut falsch. Es gibt Leute, die gehen nach 1 Jahr in eine Reha und erfahren da einen enormen Sprung. Auch kenne ich zwei CI Träger, die erst nach ca 5 Jahren freies Sprachverstehen hatten.
    Der "Erfolg" des CIs hängt dabei von ganz vielen Faktoren ab, zB auch wie gut die andere Seite hört (einseitig Ertaubte brauchen statistisch gesehen viel länger um "Erfolg" mit dem CI zu haben als beidseitig ertaubte), wie lange derjenige taub ist (jemand, der 40 Jahre nichts gehört hat benötigt viel mehr Zeit und Geduld als jemand, der weniger als ein Jahr nichts gehört hat), von der Anatomie, von Begleiterkrankungen usw usf.
    Es gibt CI Träger aller drei Marken, die Musik spielen und auch genießen können, die mit CI Instrumente stimmen können und es gibt CI Träger, die trotz intensivem Hörtraining zum Verstehen das Mundbild brauchen und Musik als Krach wahrnehmen.

    Auch hängt vieles von der inneren Einstellung ab. Wenn jemand denkt "kurz nach der OP und der Aktivierung des SPs wird es so sein wie früher", der wird enttäuscht sein, auch wenn das vorher eigentlich klar und oft genug gesagt wurde. Diese Enttäuschung liest man mM bei Konrad klar heraus. Wichtig ist hier das Durchhaltevermögen, die Ausdauer.
    Jedoch kann man die Biographie von Konrad überhaupt nicht mit der Mutter des Threaderstellers vergleichen. Die Mutter hat schon gelernt mit spärlichen akustischen Informationen möglichst viel zu verstehen - im Gegensatz zu Konrad, der ein einseitiges Normalhörvermögen hat.

    Kurzum: lieber Threadersteller. Wenn du etwas für deine Mutter tun willst, dann entscheide nicht für sie, sondern unterstütze sie auf ihrem Weg, egal, wie dieser aussehen mag. Geht gemeinsam zu einer CI Selbsthilfegruppe, lernt live verschiedene CI Träger kennen und tauscht euch aus. Wenn deine Mutter live mitbekommt, wie andere CI Träger hören, was geht, was nicht geht etc wird sie sich für ihren Weg entscheiden!

    Grüße,
    Miriam

    PS: Ich weiss ja nicht, wie alt deine Mutter ist. In dem CIVHRM gibt es mindestens einen älteren Herrn, der mit über 80 Jahren sein erstes CI bekommen hat. Dieser Mann hat mich sehr beeindruckt - von seiner Haltung, seiner Entscheidung, seinen Hörerfolgen. Daher kann ich nur raten: nehmt real (nicht virtuell!) Kontakt zu anderen CI Trägern auf und tauscht euch aus!

  • Hallo Kauz,

    es ist ja nun schon viel geschrieben worden und unter dem Strich ist als Summe herauszulesen, dass der Umgang mit dem neuen Hören höchst individuell sein kann: Dauer und Art der Ertaubung, beidseitig/einseitig, Stress-Probleme und daraus resultierende, manchmal hohe Ansprüche an das Hören im privaten oder beruflichen Umfeld ... die Liste ist lang. Aber es ist ein guter Weg zurück zu Teilhabe und Lebensfreude, wenn man sich zunächst darauf eingelassen hat, dass "es" nicht mehr so wird wie zuvor - aber mit dem CI um ein vielfaches besser, wie die Verbesserung sich anhört, weiss man vorher nicht, das hängt von so vielen Dingen ab. Mut gemacht hat mir zum Beispiel das hier und in anderen Medien Gelesene zum Thema, Austausch mit anderen CI-Trägern (siehe Selbsthilfegruppen) und vielleicht wäre auch ein Ci-Informations-Tag, wo Interessenten auf CI-Träger und dazu behandelnde Audiologen und Ärzte treffen, ein guter Einstieg.

    Unabhängig von CI-Marke und -Elektrodenart einmal vereinfacht: Wir hören mit dem Gehirn bzw. einem dafür vorgesehenen Teil davon. Dieser Teil decodiert aus den am Hörnerv ankommenden Hörreizen aufgrund schon gehörter Information (Erfahrung) und neuer Information (Lernen und Abspeichern, um wieder als Erfahrung zur Verfügung zu stehen) wieder entweder als Sprache oder auch Musik erkennbare Informationen: Man hört und versteht wieder. Dass Deine Mutter musikalisch erfahren ist, hilft dabei auch im Sprachbereich enorm, da die Musik wesentlich mehr Informationen enthält, die widerum auch für mehr Hörreize an den Hörnerven sorgen. Das sind schon mal gute Voraussetzungen für Deine Mutter. Wie es aussieht nach der Erstanpassung, ist schwer vorauszusagen: Ich beispielsweise konnte auf meinem frisch ertaubten linken Ohr sogleich wieder hören und nach Hause telefonieren - das schlechtere, 40 Jahre lang taube rechte Ohr hängt da noch ziemlich hinterher. Für mich als Hobbymusiker war das zunächst ein Schock, was da als Musik herüberkam. Hier half mir die entsprechende Information auf Seite der CI-Technik (was überhaupt wie übertragen werden kann) und damit konnte ich meine Erwartungshaltung schon etwas näher definieren. Aber hier macht sich nach einigem Training und vieeeel Musikhören nun ein Effekt bemerkbar: Die beiden Ohren ergänzen sich im Gehirn, bilden einen gemeinsamen Höreindruck dar und das rechte, schlechtere Ohr hört sich auf einmal gar nicht so schlecht an. Das gilt auch für das Musik hören. Bei schon bekannter Musik geht das so: Hier setzt das Gehirn aus dem vorhandenen, im Speicher liegenden Musikeindruck und der über das CI gehörten Musik sozusagen aus der Erinnerung wieder, nach entsprechender Übung, meist ansprechend klingende Musik zusammen. Das geschieht natürlich zunächst im Rahmen des technisch Möglichen, denn die geringe Anzahl der Elektroden, die auf Sprachoptimierung vorgesehene Verarbeitung der Schallinformation im Sprachprozessor limitiert das schon, aber wir dürfen unser Gehirn nicht unterschätzen, das leistet dabei einen guten Teil, Sprache und Musik wieder erlebbar zu machen, was auch für das Hören noch unbekannter Musik zum Vorteil gereicht.

    Aufgrund dieser Erkenntnisse habe ich also angefangen, mit schlank besetzten Kompositionen (erstmal Solo-Instrumente ohne Gesang, am besten Piano/Klavier, das wird sicher auch im Ballett sehr gebräuchlich sein beim Training). Allmählich fängt das an zu klingen, man gewöhnt sich und traut sich weiter vor. Meine Limitierungen liegen zum Beispiel im Hören von grösseren Ensembles mit Chören, Streichern und Bläsersätzen. Aber ich mache Fortschritte, fange wieder an selbst Lust aufs Musizieren zu bekommen - und damit sind wieder beim Wiedergewinn bei Teilhabe und Lebensfreude.

    Jeder geht da seinen eigenen Weg, aber das wichtigste ist, sich dabei nicht unter Druck zu setzen und den Dingen ihre Zeit zu geben.

    Gruss, Rainer.

    Beidseitig versorgt mit: Med-El (Flex 28 im Schneckle, aussen jeweils Sonnet, vormals Rondo)

    ____________________________________

    Das Gute missfällt uns, wenn wir ihm nicht gewachsen sind.

    Einmal editiert, zuletzt von Magneto (18. Mai 2016 um 09:18)

  • Meine Hörbiographie ist nun eine ganz andere als die oben beschriebenen, deshalb nur soviel:
    ich lerne nun Musik zu hören, da das CI Frequenzen abdeckt, die ich als Kind (1962 als dreijährige nach Masern mittelgradig schwerhörig geworden, Hörsturz bds.2000, danach zunehmend an Taubheit grenzend schwerhörig, CI li. 2007, re. 2008) nie gehört habe

    Ich lerne immer noch und bin sooooooo stolz, dass ich in den letzten vier Jahren im Störschall eine Steigerung von 4% auf 28% geschafft habe. Subjektiv finde ich mich viel besser  :thumbup: , aber die Messungen.....


    Ich geniesse jeden Tag mit den CI, ich werde nie normal und einfach hören, aber die Tage an denen ich es leichter als an anderen Tagen habe, sind für mich Glückstage. Ich bin überzeugt, dass ich noch jedes Jahr weitere Fortschritte machen werde, ich bin jetzt 57 J. und mit 60 verstehe ich bestimmt besser als mancher Guthörender.


    Als erfahrene Krankenschwester, zum Schluß überwiegend in der häuslichen Altenpflege und Betreuung tätig, lag und liegt mein Schwerpunkt in der Beratung und Begleitung, vor allem der pflegenden Angehörigen.
    Darf ich mal ganz platt sagen:
    lieber Kauz, so funktioniert das leider nicht.


    Wie würdest du das empfinden, wenn dein Kind dir sagt: Mutter, das ist für dich das Beste, du musst dies und das machen, damit es dir wieder besser geht.


    Es ist viel schwerer daneben zu stehen und die Problem-Situation auszuhalten, auch wenn du meinst zu wissen, wie die Lösung aussieht.


    Ich hoffe, es kommt jetzt schriftlich rüber, wie ich das meine:

    ich finde dein Engagement total toll und bewundernswert und so etwas wünscht sich eigentlich jede Mutter, deshalb wünsche ich dir einen langen Atem und Durchhaltevermögen und euch einen guten Weg zur Entscheidungsfindung.


    Mit den besten Wünschen


    Grüße
    Sigrid


    schwerhörig nach Masern 1962
    HG seit 1964
    Hörsturz 2000
    bilateral CI von Cochlear: Okt. 2007/Nov.2008, N6 seit 29.11.2013

  • Ich verstehe es jetzt so, daß es auch die Mutter unbedingt so will.
    Und die Tochter ihr halt nur dabei hilft, sich zu informieren.


    Erster Schritt wurde ja schon getan.
    Man liest sich quer durch das Netz. Infomiert sich, fragt die Ärzte.
    Es wäre auch gut sich mit CI Trägern zu unterhalten, und sie nach ihren persönlichen Erfahrungen zu fragen.


    Was ein sehr, sehr schlechter Berater ist, ist der DRUCK, den man sich selbst aufbaut.
    Gekoppelt mit fehlender Geduld.

    Ich kann nachvollziehen, daß man am liebsten so schnell wie möglich wieder hören will.
    Vor allem Musik, wenn dies ein sehr großer Teil des Lebens ausgemacht hat. Und auch jetzt noch viel ausmachen soll.
    Das sollte dann auch genug Motivation geben, die Arbeit, wieder hören zu können, zu machen.
    Und genau das wird es definitiv sein. Arbeit.

    Gerade am Anfang, bei der EA, wird es eine enorme Umstellung geben.
    Selbst wenn die Frau Mama sofort hören und auch was verstehen kann, solche Fälle gibt es ja tatsächlich, wird das Hören für sie eine enorme Umstellung sein. Erst einmal prallen längst verloren geglaubte Töne wieder auf einen ein, und manche Stimme und Töne fallen dann wieder anders aus, als man beim Hörverlust sich neu angewöhnt hat.

    Sollte man nicht zu den "Schnellstartern" gehören, sondern am Anfang ein Gebimmel, Gedudel, oder gar nur ein Rauschen hören, dann sollte man das akzeptieren können, und einfach nur weiter mit dem SP (Soundprozessor) durch den Alltag gehen, und alles nur so auf sich einwirken lassen. Der Rest kommt dann tatsächlich, mit der Zeit.
    Darauf kann man das Ganze richtig schön und langsam aufbauen!


    Es gibt halt keine Garantie, was das Musikhören betrifft.
    Für mich war dies auch irgendwo wichtig gewesen.
    Deshalb habe ich auch direkt nach meiner EA auch so nebenbei, wie sonst auch im Alltag, Musik laufen gehabt.
    Töne und Geräusche mußten eh neu angelernt und verarbeiten werden. Und ich gehörte zu denjenigen, die am ersten Tag nur Gedudel gehört haben, bevor es am Tag 2 mit Geräuschen, und schon am Tag 3 mit Stimmen wahrnehmen (heißt nicht automatisch verstehen) weiter ging.

    Hinzu kommt ja noch, daß nach der EA weitere Anpassungen geben wird.
    Diese können aber nur stattfinden, wenn der Klient in der Lage ist, genau zu sagen, was man (nicht mehr) hört, und auch wie.
    Dann hat der Techniker eine Möglichkeit was zu ändern.
    Manche Tips werden vom Logopäden kommen, wenn denen etwas bei den Übungen mit den Klienten auffällt, auch dann kann man was am Gerät anpassen.
    Allerdings führt diese Anpassung meist auch wieder ein "neuen Hören" mit sich, je nach dem, wie extrem was geändert wurde, und das auch mal wieder erst eingewöhnt werden will.

    Da ist man auf sein eigenes Gehirn angewiesen, und auch auf die eigene Einstellung, wie weit man das Ganze "ertragen" will, auf sich einwirken lassen will, und ob man dann auch für sich alleine übt. Und ich finde, gerade im Alltag übt man so viel, und das noch unbewußt, wenn man es einfach nur so nebenbei laufen läßt, ohne sich extrem darauf zu konzentrieren.


    Zu AB kann ich nichts sagen.
    Ich kenne nur das, was in meinem Prospekt zum Produkt steht.

    Ich selbst trage CI.
    Und ja, ich kann Musik hören, und auch genießen.
    Es gibt nur wenige Frequenzen, die noch nicht sehr gut bei mir ankommen, und die mir bekannten Stücke verfälschen.
    Aber das kann ich noch üben, eventuell kann man das auch bei der nächsten Anpassung wieder bißchen "auffangen".
    Dennoch klappt dies sehr gut bei mir.
    Ich höre auch die unterschiedlichen Instrumenten heraus. Kann sogar leise Stimmen im Hintergrundgesang hören, die ich vorher nicht mehr so intensiv wahr genommen habe.
    Auch mit dem Keyboardspielen geht es wieder. Ich kann meine Musik auch wieder genießen.

    Aber da muß man sich wirklich darauf einlassen können. Und zwar in Ruhe, und mit sehr viel Geduld.
    Ganz am Anfang bei den Anpassungen hatte ich auch tatsächlich bei manchen Stücken, die mir bekannt waren, eher als ein komisches Gejaule und undefinierbaren Geräusche wahrgenommen, und konnte da diejenigen verstehen, die mit Musik nichts mehr am Hut haben wollen. Das war wirklich gewöhnungsbedürftig gewesen.
    Aber ich habe mich da einfach weiter durchgearbeitet. Habe die Stücke genommen, die ich wirklich echt sehr, sehr gut kenne, und die auch oft nur mit der CI Seite gehört. Mein Gedächtnis hat mir da weiter geholfen, und auch mein rein schwerhöriges Ohr (mit HG), welches ich ab und an dazugeschaltet habe.
    Aber, wie gesagt, man braucht dazu die Geduld, und auch den Willen, das Ganze durchzuziehen, und auch die Arbeit hinein zu stecken.


    Viel Erfolg bei der Entscheidungsfindung,
    und viel Glück für die Frau Mama!
    Ich drücke ihr alle Daumen!


    Schönen Gruß
    Sheltie

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • Soo viele Antworten!
    Ich habe nicht alles gelesen, da die Zeit fehlt, ich hoffe, ich wiederhole nichts.
    Mein Sohn hat ein AB-CI, wir haben uns wegen seiner Musikalität (Jugend Musiziert trotz hochgradiger Schwerhörigkeit) dafür entschieden, und weil wir vor zweieinhalb Jahren den Eindruck hatten, mit AB sei die Musikwiedergabe am besten möglich. Und zwar wegen der virtuellen Elektroden.
    Zum Erfolg muss man sagen, dass mein Sohn hauptsächlich über das HG auf der anderen Seite hört und das CI nicht mehr richtig übt. Das müsste er aber.
    In der Zeit, in der wir zusammen geübt haben, hat er gelernt, die Töne auf der Klaviatur in der Tonhöhe zu differenzieren. Auch Halbtonschritte! In allen Frequezbereichen, sogar dort, wo das CI eigentlich nicht überträgt. Vermutlich hat er es über die Obertöne hören können.
    Das hat also so funktioniert, wie wir es uns gedacht haben.
    Das Kabel bricht ein bis zwei Mal im Jahr, das T-Mic geht auch öfter kaputt, aber das ist gar kein Problem, denn man hat immer eines als Reserve zuhause und kann es austauschen. Ein Anruf bei AB und ein neues wird geschickt, die Kosten übernimmt die Kasse, wenn es nicht auf Garantie geht.
    Er geht aber nicht vorsichtig mit dem Gerät um.
    Ich habe auch gehört, dass MedEl für Musik gut sein soll. MedEl hat auch eine Verarbeitungsstrategie, die die tiefen Frequenzen besser hörbar macht, das habe ich auf einem CI-Kongress gehört. Das ist wichtig für Musik.
    Cochlearträger finden Ihr CI aber auch meist gut für Musik.
    Das sind die technischen Hintergründe.
    Das Üben gehört aber genauso dazu wie die Geduld.
    Ich habe auch von Mitarbeitern der Klinik gehört, dass das Hören mit CI sich besonders zu Beginn entwickelt.
    Nach dem, was ich hier lese und nachdem ich auch eine Neurologin dazu befragt habe, glaube ich, dass das nicht stimmt! Warum sollte das Gehirn nach 3 Jahren weniger lernen als zu Beginn, frage ich mich. Sagt auch die Neurologin.
    Warum schriebt Deine Mutter nicht selber? Vielelicht ist sie nicht online?
    Herzliche Grüße, otoplastik

    Sohn, 18 Jahre, li. taub und re. hochgradig seit 14. LM, rechts HG (Phonak Naida Link), links CI seit 01/14 (Naida Q70)

  • [quote='otoplastik','index.php?page=Thread&postID=51125#post51125'
    Ich habe auch von Mitarbeitern der Klinik gehört, dass das Hören mit CI sich besonders zu Beginn entwickelt.
    Nach dem, was ich hier lese und nachdem ich auch eine Neurologin dazu befragt habe, glaube ich, dass das nicht stimmt! Warum sollte das Gehirn nach 3 Jahren weniger lernen als zu Beginn, frage ich mich. Sagt auch die Neurologin.
    Herzliche Grüße, otoplastik[/quote]

    Dass sich das Hören besonders zu Beginn entwickelt, ist sicherlich gar nicht so falsch, prasseln doch jetzt auf die Hörnerven wieder viele zuvor nicht vorhandene Hörreize ein, da hat das Hörzentrum dann gut zu tun. Aber damit habe ich diese noch nicht zu einem Verstehen umgewandelt, sondern eher eine starke Empfindung eines Fortschritts - das ist wohl das Missverständnis. Ich mache die Erfahrung, dass sich das Lernen auch nach nunmehr 3 Jahren rechts, 1 1/2 Jahren links, in gleichbleibender Intensität fortsetzt. So soll es ja auch sein ... :)

    PS: richtig zitieren muss ich noch lernen ;( ..

    Gruss, Rainer.

    Beidseitig versorgt mit: Med-El (Flex 28 im Schneckle, aussen jeweils Sonnet, vormals Rondo)

    ____________________________________

    Das Gute missfällt uns, wenn wir ihm nicht gewachsen sind.

  • @ ALL:


    Zunächst einmal vielen Dank für die letzten längeren Eingaben. Erfahrungsberichte ob gut oder schlecht...oder ob Hoffnung spendend oder nicht.... sind alle für mich besonders wertvoll.

    Ich habe nun schon mehrmals rausgehört, dass es wohl sinnvoll ist, dass noch vorhandene Hörgerät auszuschalten und möglichst viel mit dem CI zu arbeiten, weil sonst der Lerneffekt schlecht ist (solange das Hörgerät parallell an ist).

    Es soll wohl auch hilfreich sein sich direkt 2 CI einbauen zu lassen.
    Aber dazu hat meine Mutter (nachvollziehbarer Weise) noch nicht den Mut. Die will erstmal schauen was passiert, wenn sie das ohnehin tote Ohr freigibt. Ich glaube das wäre undenkbar für sie das noch "intakte" Ohr (funktioniert auch nicht wirklich mit 80-100 db und 10-40 % sprachverstandnis) auch zu verheizen.
    Wenn ihre Erfahrungen (sehr) positiv sind mit dem einen CI wird sie bestimmt das andere Ohr auch freigeben (früher oder später).

    Die Berichte von Otoplatik, Magneto und Sheltie was Musik angeht finde ich persönlich sehr sehr sehr ermutigend.

    Bei bsp. Ziggy, Muggel und Otoplastik habe ich verschiedene Fragen und Verwunderungen rausgehört.
    Nach dem Motto, ich würde stress verbreiten, warum denn meine Mutter nicht selber schreibt und dass ich meine Mutter bevormunden würde und ähnliches....

    Ich habe das alles nicht so recht verstanden.....daher im folgenden ein paar Worte dazu.....

    Es würde hier ein Abend füllendes Programm ergeben, wenn ich mich auf eine Herleitung der Situation und den Umgang bzw. die Beziehung zwischen mir und meiner Mutter einlassen würde. Das ist auch nicht Sinn des Forums hier.

    Nur so viel :
    Ich versuche meiner Mutter zur Seite zu stehen, den Druck und die Angst abzumildern, Optionen zu recherchieren, diese aufzuzeigen und ggf. zu motivieren.
    Meine Mutter ist derart "ausgelastet" ...sie hat nicht die nötigen Resourcen sich um sich und ihrer Hörproblematik angemessen zu kümmern.

    Das fängt schon damit an, dass sie mir nicht immer sagt, wann sie etwas nicht verstanden hat, sondern lieber rein-interpretiert (was oft schief geht). Und ich es an ihrer Reaktion selbst erkennen muss, wann sie etwas verstanden hat oder nicht.

    Wenn wir das dann geklärt haben, dass ich etwas wiederholen muss, und sie dann nach weiteren 8-maligen erfolglosen Wiederholen nicht von selbst auf die Idee kommt das Programm am Hörgerät umzustellen (was fast immer zum Erfolg führt), und sie dann auch noch ungehalten reagiert, wenn ich sie andeutungsweise (Geste) ruhig darauf hinweise auf den "Knopf" zu drücken, dann sollte das Hinweis genug sein, dass das Thema tabu besetzt ist und sie sich eigentlich nicht damit auseinandersetzen kann.

    Computer sind sowieso nicht ihre große Leidenschaft...zusammen mit dem Angstbesetzen Thema der eigenen Ertaubung und der geringen Kraft-reserven ist es einfach extrem unwahrscheinlich, dass sie im Internet nach einer Lösung, einem Chochlae-Implantat, einer Selbsthilfe-gruppe oder Forum "recherchiert" und sich engagiert.

    Das hat etwas mit dem vorhandenem Stress und Ängsten zu tun. Es hat etwas damit zu tun, dass sie sich lieber ihrem Schicksal der Ertaubung ergibt, als jetzt wieder ein riesiges "Fass" (bspw. Chochlae-Projekt) aufzumachen, dass sie nur Kraft kostet und dann wohlmöglich genauso wenig weiter bringt wie das jahrelange Gehampel mit den Hörgeräten. An das eigene Schicksal immer wieder erinnert zu werden ist schlimm genug, aber geschürte Hoffnungen zerstört zu bekommen ist schlimmer als erst garkeine Hoffnung aufkommen zu lassen.

    Trotzdem ist sie aber immer dankbar, wenn ich die Suche und Organisation für sie übernehme und nicht aufgebe. Sei es, dass ich damals mit ihr in einer Druckkammer (hyperbare sauerstofftherapie ) gegangen bin oder sei es, dass ich bei dem Professor in der UK Aachen einen Termin mache, die Zugfahrkarten besorge und mit ihr zusammen dort hinfahre und die Unterhaltung übernehme und ihre Interessen vertrete; die Recherche/Einbau einer Akustikdecke organisiere, mit ihr zur Akupunktur fahre (ja ja ich weiss....jeder Strohhalm) usw.

    Das wären alles Dinge, die für sie zu viel sind....sie würde noch nicht mal auf die Idee kommen.
    Und ich kann das super gut nachvollziehen.
    Das ist ein bischen so, wie wenn man seine eigene Wohnung nicht aufräumen kann, aber gut die Wohnung für andere aufräumen kann.
    Sich seinen eigenen (zu Recht) angsteinflössenden Baustellen zu widmen ist meist schwieriger als anderen zu "helfen"

    Tja und manchmal ist das im Leben einfach so, da kann man nicht mehr und man braucht einfach eine Stütze. Jemand der sozusagen Hinterher ist, Dinge abnimmt, organisiert, einem die Möglichkeiten aufzeigt und manchmal auch einfach versucht die MORAL zu BOOSTEN und einem den nötigen Stubs und Zuversicht vermittelt in eine bestimmte Richtung zu gehen.

    Ich hoffe das erklärt ein wenig die Situation.

    Ich zwinge meine Mutter NICHT zu einem CI.
    (ich war ja noch selbst bis dato auf der Suche, ob dies das einzige und richtige für meine Mutter ist- aber es hat sich bis jetzt keine Alternative aufgetan)

    Ich sage ihr auch nicht, welche CI sie zu kaufen hat
    (sondern ich versuche Informationen zu sammeln, aufzubereiten und dabei auf ihre Interessen zu achten )

    Ich sage ihr auch nicht, in welcher Klinik sie ggf. eine OP zu machen hat.
    (Ich sage ihr höchstens was ich wie rausgefunden haben und wo ich aus welchen Gründen ggf. ein besseres Gefühl habe)
    Momentan schwanke ich zwischen Westhofen in UK Aachen und Stöver in Frankfurt. Die Reha voraussichtlich in Bad Nauheim bei Zeha.

    Ich empfehle ihr etwas und begründe ggf. meine Empfehlung (wenn sie gerade die Nerven und Geduld hat das mit mir durchzukauen).

    Und das ist das was sie sich auch wünscht.......

    Wenn ich höre ich würde "Stress" und "Druck" machen und über den Kopf meiner Mutter Entscheidungen für sie treffen, dann erfüllt mich das nur noch mit Unverständnis.

    Was den aktuellen persönlichen Entscheidungsstand meiner Mutter angeht folgendes:

    Meine Mutter spielt mit dem Gedanken ernsthaft ein CI installieren zu lassen...WEIL der Leidensdruck sehr groß ist; weil die Aussicht, dass es von alleine besser wird oder zumindest aufhört schlechter zu werden gegen "Null" zu gehen scheint (empirisch); Weil die Hörgeräte Versorgung am Ende ist (empririsch wie "offiziell"); weil das CI anscheinend manchmal auch Aussichten auf Erfolg zu bieten scheint (auch bei Musik); und weil es keine anderen Alternatiben zu geben scheint.

    Sie weiss mittlerweile, dass es sich nie wieder wie das original anhören wird und sie weiss auch, dass es unter Umständen Zeit brauchen kann. Wobei sie wohl einfach hofft, dass es sich dabei um Tage, Wochen und Monate handeln wird und nicht um Jahre oder Jahrzehnte.

    Ich versuche Eindrücke zu erhaschen, ob die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass meine Mutter mit einem schnelleren/positiven Ergebnis rechnen darf oder ob es wahrscheinlich ist, dass sie nur eine blechernde Computerstimme hört mit der man keine Musik hören wird und wo das Sprachverständnis erst nach 2 oder 10 Jahren eintritt.

    Wenn ich letzteren Eindruck bekommen würde, dann würde ich meiner Mutter raten die Idee mit dem CI in die Tonne zu kloppen. Weil auf so einen Dreck könnte sie dann in Anbetracht des damit einhergehenden Stresses getrost verzichten (Preis-/Leistungsverhältnis)... zumindest zur Zeit......ich hoffe ihr versteht.

    Sodele......:
    Soll ich mir das Leiden meiner Mutter also weiter anschauen und SIE GAR DAVON abbringen das CI installieren zu lassen, weil es keine 100% Garantie gibt, dass sie zu den "Schnell-und Musikhörern" gehören wird ????????????????????????????????????????????????????????

    Oder soll ich versuchen ihr möglichst viele unterschiedliche Erfahrungsberichte zu besorgen und ihr die Chancen aufzeigen und schmackhaft machen, dass sie vielleicht (und nicht unwahrscheinlicher Weise) innerhalb von Tagen, Wochen und Monaten wieder ein akzeptables Sprach- und Musikverstehen haben wird ?????

    Also ich persönlich entscheide mich, nach meinem derzeitigen Wissensstand und in Anbetracht des Leidensdrucks und der Alternativlosigkeit eher dafür die zweite (mutmachende) Variante an meine Mutter heranzutragen.

    Und damit kommen wir zurück zu dem Sinn dieses ganzen Threads.

    Ich bin überglücklich über jeden Erfahrungsbericht !!!!!!!!!!!!

    Da meine Mutter vermutlich nicht (alleine) zu einer CI-Selbsthilfegruppe gehen wird, weil sie ohnehin niemanden versteht, ist jeder schriftlicher Erfahrungsbericht, den ich ihr vor die Nase zum Lesen legen kann besser geeignet um ihre Entscheidung zu festigen.

    Entschuldigung.....dass das jetzt doch so lang geworden ist.....

    Grüße vom Kauz....
    und danke nochmal für die teilweise längeren und ergiebigen Eindrücke die ich von euch lesen durfte.

  • Verständlich!

    Wenn ich dazu noch was sagen dürfte?

    Ich versuche Eindrücke zu erhaschen, ob die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass meine Mutter mit einem schnelleren/positiven Ergebnis rechnen darf oder ob es wahrscheinlich ist, dass sie nur eine blechernde Computerstimme hört mit der man keine Musik hören wird und wo das Sprachverständnis erst nach 2 oder 10 Jahren eintritt.

    Ich würde da echt empfehlen, wenn man sich denn zur einer OP entscheiden sollte, die Erwartung lieber nicht ganz so hoch zu setzen.
    Klar, man möchte wieder was hören können.
    Jedenfalls besser als in der aktuellen Situation ohne ein CI.
    Aber oft führt eine extrem hohe Erwartung zu einer sehr großen Enttäuschung.
    Und das sollte man doch in so einer Situation lieber vermeiden!

    Denn, wie schnell es zu einem positiven (Wunsch-) Ergebnis kommen könnte, liegt immer an der Person selbst.
    Das heißt, man darf sich nicht gleich aufgeben, nur weil etwas nicht so läuft, wie erhofft, erwünscht, oder gar erwartet.
    Ein bißchen Arbeit muß man auf jeden Fall rein stecken.
    Und es kann auch sein, daß es bei manchen Einstellungen zu leichten Rückschritten kommt, bevor es wieder weiter geht.

    Das liegt dann am Menschen selbst.
    Es gibt auch welche, die lassen sich direkt vom schlechten Ergebnis, vom schlechten Gefühl, vom sauschweren Hören mit in die Tiefe reißen, legen ihren Soundprozessor ab und machen damit gar nichts mehr.
    Auch wenn es auf der einen Seite verständlich ist, so ist es nun mal ein Lernprozeß, welches dazugehört, und zum abschließenden (hofftenlich) guten Hören beitragen kann.
    Da hilft es nur, immer am Ball zu bleiben, nicht aufzugeben, nicht in die Tiefe ziehen lassen.

    Ich kann mir vorstellen, daß es für die (Meisten in der) Umgebung der Frau Mama "wichtiger" ist, wenn das mit dem Sprachverstehen sehr gut klappt.
    Auch wenn die Musik für sie eher, oder auch eine wichtige Rolle spielt.
    Dann ist viel Eigeninitiative gefragt.
    Sprich, neben den Übungen der Logopäden halt auch eben das, was für einen selbst wichtig ist, und zwar alleine, bzw. mit Dir, zu Hause.


    Schönen Gruß
    Sheltie

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr

  • otoplastik:

    ergänzend zu deiner 3 Jahres Frage.

    Zitat

    Nach dem, was ich hier lese und nachdem ich auch eine Neurologin dazu befragt habe, glaube ich, dass das nicht stimmt! Warum sollte das Gehirn nach 3 Jahren weniger lernen als zu Beginn, frage ich mich


    Mit den 3 Jahren war was anderes gemeint.
    Ab dem Zeitpunkt, ab dem Dein jeweiliges Ohr "komplett taub" geworden ist tickt sozusagen die Uhr.
    Leute, die innerhalb der ersten 3 Jahre nach der Ertaubung das CI implantieren lassen haben die höchsten/qualitativen Gewinn und lernen schneller mit dem CI umzugehen.
    Das läge daran, dass innerhalb der ersten 3 Jahre angeblich noch sehr viele alte synaptische verknüpfungen im Hirn bestehen und damit deren reaktivierung und ggf. neuverknüpfung erleichtert wäre.

    Ein weiteres Zeitintervall läge bei 10 Jahren.
    Also diejenigen, die es innerhalb von 3 Jahren machen sind signifikant besser dran, als diejenigen die es zwischen 4-10 Jahren nach der Ertaubung machen und diejenigen die es zwischen 4-10 Jahren machen sind besser dran, als die es nach 10 Jahren machen.

    ---
    Ich hatte dann noch eine andere Zahl aufgeschnappt (3-5 Monate).
    Diese Monatsangabe bezog sich angeblich darauf innerhalb welches Zeitraums nach der CI Implantierung man am meistens dazu lernt und damit profitiert (Motto: Lernkurve - Pareto Regel: 80% des ersten fortschritts in 20% der zeit/aufwands und die restlichen 20% des Fortschritts mit 80% der Zeit und des Aufwands).

    Will heissen, dass du innerhalb der ersten 3-5 Monate am meistens lernst/profitierst und danach passiert nicht mehr so viel hinzu passiert (stichwort pareto-regel siehe oben)

    Heisst so viel, dass Du nach 3-5 Monaten wissen solltest, was du so von deinem CI insgesamt erwarten kannst (Größenordnungsmäßig).

    Grüße Kauz

  • Ich war auf meinem Hörsturzohr genau 10 Jahre lang taub, bevor ich mich endlich dazu entschlossen habe, ein CI einsetzen zu lassen ;)
    Und ich glaube, ich habe schon recht schnell ein Sprachverstehen bekommen ^^ :D

    Man kann es halt nicht immer so allgemein sagen.
    Es kommt auch auf einem selbst an.
    Und ich vermute, es spielt auch eine Rolle dabei, wie gut das Sprachverstehen vor der Ertaubung vorhanden war.


    Schönen Gruß
    Sheltie

    Schönen Gruß

    Sheltie

    schon als Kind Hörgeräteträger, bis zum Hörsturz 2005
    rechts: CI422(SRA), N6, Okt 2015

    links: CI522, N6, Nov 2017

    Meine Story: Das Sheltie hat nun auch ein eOhr