• Vor einer guten Woche war meine EA für mein CI und ich seitdem in einem faszinierten Allzeithoch, da das Verstehen stetig besser wurde. Das alles änderte sich vorhin mit dem Besuch in der Kantine...

    Auf einmal alles schrecklich, hatte das Gefühl, der Prozessor wußte nicht so recht, was er aus dem Lärm rausfiltern sollte und sendete erst einmal wilde Signale. Die Sprache, die vorher klar als solche rauskam, wurde nichtmehr erkannt.

    Da saß ich also, unfähig auch nur ein Wort zu verstehen. Dabei hatte ich noch gestern Hörbuch und sogar erste Lieder gehört! Und als top-up machte ein Bekannter noch einen lustigen Kommentar zum neuen Gerät, den natürlich jeder verstand nur ich nicht - auch nach mehrmaligem wiederholen. Alle lachten, natürlich nicht böswillig, bei mir war es trotzdem das i-Tüpfelchen, eben weil das Verstehen so komplett chancenlos war und ich nicht das Gefühl hatte/habe, in so einer Situation jemals bestehen zu können.

    Bin dann frustriert gegangen, war eh fertig mit essen. Hatte mich auch nach einer Weile wieder abreagiert, bin ja nicht wirklich auf die Leute sauer, sondern nur mit der Situation frustriert. Nun kamen nacheinander meine "Mitesser" mit schlechtem Gewissen an, um sich zu entschuldigen. Und nun hab ich noch ein schlechtes Gewissen, dass ich Ihnen unnötig ein schlechtes Gewissen gemacht habe. Und eigentlich will ich ja genau das, dass sie mich mit Gerät akzeptieren und dauf ansprechen und ja, auch drüber scherzen, das macht es leichter (hab vor der Implantation auch eine Pre-Borg-Party geschmissen). Eigentlich kann ich damit ganz locker leicht umgehen, um so überraschender, dass mich das vorhin so umgehauen hat. Manchmal ist es aber auch wirklich kompliziert :S

    Der Kommentar war übrigens wirklich harmlos. Er fragte, ob ich mit dem Ding auch Internetempfang habe. Darauf entspann sich am Tisch eine wilde Diskussion zu Möglichkeiten gedankenkontrolliertem Internetzugangs (Stichwort für Trekkies: Borgbewußtsein), was natürlich alle zum Gackern brachte. Nur aus meiner deprimierten Sicht wirkte es halt, als ob mich alle auslachen würden.

    Kennt ihr das? Her mit euren Geschichten, brauch was zum schmunzeln :D

    Nach 25 Jahren normalhörend und steiler Karriere in die Schwerhörigkeit nun Borg.

    Einmal editiert, zuletzt von frieda (19. Mai 2015 um 16:05)

  • Hallo Frieda,

    Aus meiner Frühzeit noch nur mit dem 1. CI:
    Ich fahre mit meinem Auto innerstädtisch auf einer Hauptverkehrsstraße, das Autoradio ist auch eingeschaltet. Plötzlich höre ich ein Klingeln.
    In der Annahme, mein Handy sei es, halte ich an einer Tankstelle an, um es aus der Handtasche zu kramen, die auf dem Rücksitz liegt. Just in diesem Augenblick fährt ein Krankenwagen vorbei....Das war es dann mit dem Klingeln.

    Greetz
    Martina

    Implant 24RE 06/04 und 01/07, N8 seit März 2023

  • Hallo Frieda,

    hast du den Cochlear N6? Hattest du das Scan-Programm eingeschaltet? Wenn ja - das ist dann so? Dieses Biest schmeißt den Sprecher raus und man steht da wie doof.
    Abgesehen davon ist es am Anfang so, wie Martina das beschreibt.

    Ich erinnere mich, neben einem Kollegen gesessen zu haben und plötzlich meinte, einen LKW vorbeifahren zu hören, polternd auf dem Kopfsteinpflaster. "Wieso fahren dann hier die LKW lang?" Mein Kollege schüttelte fragend den Kopf:"LKW?"
    "Ja, das habe ich gerade gehört!"
    "Gerade! Da habe ich einfach mal kräftig ausgeatmet".

    Da gibt es einigs zu erleben! LG

  • Hallo Frieda,

    hast du den Cochlear N6? Hattest du das Scan-Programm eingeschaltet? Wenn ja - das ist dann so? Dieses Biest schmeißt den Sprecher raus und man steht da wie doof.
    Abgesehen davon ist es am Anfang so, wie Martina das beschreibt.

    Nein, ich hab das Opus 2 und wie gesagt erst eine Woche. Deshalb auch noch nicht wirklich viele Programme, da mich mein Techniker wohl nicht überfordern will.

    Nach 25 Jahren normalhörend und steiler Karriere in die Schwerhörigkeit nun Borg.

  • Danke für eure Geschichten. Ja, am Anfang hört man schon seltsame Dinge. Es ist schon erstaunlich, dass das Hirn da nach einiger Zeit was sinnvolles draus macht :thumbup:

    Nach 25 Jahren normalhörend und steiler Karriere in die Schwerhörigkeit nun Borg.

    • Offizieller Beitrag

    Gerade in der Kantine ist es verdammt schwer zuverstehen. Den dort sind ja viele Störgeräusche, die ein Sp nicht als Störgeräusch so erkennen kann weil ja das meiste sprachlicher Störlärm ist von anderen Sprechern. Warte mal ein paar Wochen ab.

    MedEl Synchrony -Sonnet CI 30.9.2014
    EA 27.10.2014
    links. Cochlear 512 10.11.2010
    EA 6.12.2010
    re-implantation 9.5.2011
    EA 14.6.2011

  • Hi Frieda,

    ich kann zwar das CI-Empfinden "noch" nicht nachvollziehen, aber das was Du schreibst, lässt sich auch auf andere neue Lebenssituationen abbilden. Ungewohntes/Unbekanntes macht uns skeptisch und unsicher. Dazu gehören auch immer Hochs und Tiefs, die wir durchleben müssen. Mit der Zeit erkennen wir dann die Möglichkeiten und Vorteile des "Neuen" und lernen sie anzuwenden.

    Und ja, zum Schmunzeln: Meine Kollegen (meine Frau sowieso recht schnell) haben gelernt, dass sie immer auf der rechten Seite von mir gehen oder sitzen, wenn sie mit mir Kontakt aufnehmen wollen. Ich gehe mit der fast-Taubheit links offen um. Es ist ja in meinem Interesse, die Kommunikation aufrecht zu erhalten, auch wenn die Möglichkeit dazu quasi über Nacht auf <50% gesunken ist.

    So wie ich das bisher gelesen habe hier im Forum sind weitere Feineinstellungen an Deinem SP nötig, die Dir dann eine optimale Versorgung garantieren. Dafür wünsche ich Dir die nötige Geduld und viel Erfolg. Ich denke Du hast die erste Hürde der Implantation erfolgreich absolviert, jetzt gilt es das Gesamtsystem zu optimieren. Dazu wünsche ich Dir viel Erfolg und auch den Spaß daran.

    LG Konrad

  • Frieda,
    ich hatte nach einer Anpassungswoche, also am 5. Werktag, schon bombastisches Verstehen bei Einsilbern, Zahlen, Sätzen. Aber Sätze im Störschall 0 Prozent. Drei Monate später und organisationsbedingt wurde ich mit dem gleichen Sprachprogramm nochmals getestet. Da kamen dann bei Sätzen im Störschall schon 55 Prozent raus. Das war also der Faktor Gehirn. Eine laute Kantine nach einer Woche CI ist normalerweise noch eine zu große Herausforderung, aber es wird besser. Eine Herausforderung bleiben Hörsituationen im Störschall aber immer. Da bedarf es dann manchmal guter Taktiken (Tischwahl, Platzwahl, Fenster im Rücken) oder einer zusätzlichen FM-Anlage (Zoom auf Sprcher, reduzierte Winkel usw.).

    *1964, re. seit 10/2006 u. li. seit 12/2007 CI (2x Harmony), OP-Klinik MHH
    OP-Folgen: Nackensteife, Tinni, später max. Armschmerzen (9-10 auf VAS-Skala) u. Daumen/-gelenk taub (alles li.), Störschallverstehen verschlechtert. Reimplantation li. 09/2011