Hallo zusammen,
nach studiumsbedingter Inaktivität hab ich mal wieder ins Forum geschaut.
Vorallem aber deswegen, weil ich seit zwei Tagen leihweise zwei Med-El Sonnets bekommen hab.
Nun möchte ich einen kleinen Bericht meines Ersteindrucks hinterlassen. Außerdem hatte ich heut die Möglichkeit eines (kurzen) Härtetest.
Ich möchte auf die Punkte
--> Design und Verarbeitung
--> Handhabung
--> Höreindruck in folgenden Situationen
a) In der Stadt
b) Fernseher
c) Kopfhörer
d) Handy
e) Auto
f) Gespräch in ruhiger Umgebung
g) Gespräch in Sportbar
h) normales Laufen/Bewegung
--> Fazit
eingehen.
Wer nur den Höreindruck lesen will, der kann direkt zu Punkt 3 gehen. Bin nicht böse, wenn man mein Designgefasel überspringt
1. Punkt "Design und Verarbeitung"
"Sieht dünner aus" waren die ersten Worte meiner Mutter, als ich die Teile daheim gezeigt hab (an meinem Kopf natürlich). In der Tat, am Ohr wirkt dieser SP kleiner als mein Opus 2. Allgemein bin ich nicht der Freund von abgerundeten Designs (ein Auto muss kanten haben!), aber hier gefällt es mir sehr gut. Vorallem die konvexen Seitenflächen lassen das Gerät dünner wirken, da durch die Konvexität der Seitenflächen die Ober- und die Unterseite des Gerätes schlanker gestaltet sein kann, ohne dass dabei Platzmangel für die Technik entsteht.
Dennoch ist mir das Design aber egal, solange das Gerät funktioniert. (Man ist ja schließlich kein Apple-Kunde )
Aber wenn es nett anzusehen ist, ist es auch ein schöner Nebeneffekt.
Achtung, mein Größenvergleich bezieht sich auf ein Opus 2 mit einem 3er Batterienfach, nicht die kürzere Variante, die natürlich wesentlich handlicher ist, als der Sonnet.
Viel wichtiger ist jedoch die Verarbeitung. Und die finde ich gelungen.
Das Kabel ist am Stecker für den SP wesentlich kräftiger gebaut als zuvor beim Opus 2 oder gar beim Opus 1 (ein Graus damals). Ob es aber tatsächlich länger hält, kann ich natürlich noch nicht sagen. Aber die mechanische Grundlage ist wesentlich stabiler.
Und das Problem mit dem wackligen und empfindlichen An- und Ausschalter hat man (mehr oder weniger) elegant gelöst: Man hat ihn einfach weggelassen. Dazu aber im nächsten Punkt noch mehr.
Die Verbindung des Batterieteils mit dem Prozessor ist nun anders gelöst, man hat nun statt des fummligen Steckers mit den zwei Metallstäben eine Art Schnappverschluss, der zwar aus Kunstoff ist, aber dennoch sehr stabil wirkt.
Alles in allem macht das Gerät einen robusten Eindruck und ist noch dazu spritzwasserfest.
2. Punkt "Handhabung"
Ich hatte bereits den fehlenden An- und Ausschalter erwähnt. "Ja, wie macht mer des Ding dann eigentlich aus?" fragte ich die Dame, die die Geräte an mich angepasst hat. Man schiebt den Batteriendeckel runter. Und dann ist es aus. Nun ja, das ist natürlich eine etwas rustikale Methode könnte man meinen. Warum nicht einfach einen praktischen Schalter anbringen?
Hier muss man beachten, dass dieses Gerät spritzwasserfest sein soll. Und dies einzuhalten, wird mit jeder Unterbrechung der Kunststoffoberfläche (wie z.B. durch Schalter) schwieriger. Deswegen hat Med-El mit dem Abziehen der Batterieabdeckung eine simple, direkte und meiner Meinung nach intelligente Lösung für dieses Problem gefunden. Je simpler etwas ist, desto besser, finde ich. Trotzdem wäre ein Schalter natürlich schöner
Aber Achtung, hier gibt es ne Schwachstelle. Bitte die Batterienabdeckung weit genug nach hinten ziehen, sonst ist der Auslöser (der sich an der Unterseite des Batteriefaches befindet) nach wie vor aktiv. Wer sie nur einen Spalt öffnet, darf sich nicht wundern, weil die Batterien zu schnell leer gehen.
Einstellungen sind, wie beim Opus 2 auch schon, nur durch Einsatz der Fernbedienung möglich.
Auch zum Kabel sollte man mal ein Wort verlieren. Die Reaktionen reichen von "viel zu lang" bis hin zu "alles Scheiße".
Leute, bleibt doch mal locker und denkt mal eine Sekunde drüber nach, bevor ihr euch beschwert. Das Kabel hat in meinen Augen die optimale Länge. Denn ich trage die Spule von nun an eben so, dass der Kabelansatz Richtung Hinterkopf weist und so ist es wohl auch von der Firma gedacht. Da sitzen 30 Jahre Erfahrung und nicht nur Idioten. Damit ist das Kabel bei mir flach am Kopf anliegend, ohne diese "Mickey-Mouse-Ohren" zu bilden
Die Kabel am Opus 2 waren zu kurz um das so zu tragen.
Natürlich hat jeder einen anderen Abstand vom Ohr zum Kopfmagneten, aber das ist bei 95% der Implantierten nur in einem relativ engen Bereich.
Probierts einfach mal aus.
3. Punkt "Höreindruck"
Nun endlich ans Eingemachte. Genug rumgelabert.
"Wow, hat die eine sexy Stimme". Das war mein erster Gedanke, als ich auf dem rechten Implantat (mein für das Sprachverstehen besseres) zum ersten mal durch das neue Mikrofon gehört hab. Die Anpasserin (übrigens selbst mit den Sonnets ausgerüstet) hat gezählt und mir ist aufgefallen, dass die höheren Tonlagen besser zur Geltung kommen, als im direkten Vergleich mit den alten Mikrofonen des Opus 2. So drastisch wie mit der Stimme, die auf einmal sexy klingt war es natürlich nicht, aber dennoch eine spürbare Verbesserung. Klang gleich mal eine Spur, naja, natürlicher irgendwie. Mit dem Opus 2 hatte ich in ihrer Stimme noch einen seltsamen, unpassenden Beiklang (den ich ja bis dato aber für normal hielt). Aber mit der neuen Technik war genau dieser Beiklang verschwunden.
Auf der linken Seite (der Spezialist für Geräusche und alles andere außer Sprache) war es ähnlich, sogar noch einen Tick besser, vielleicht weil ich auf der Seite statt dem C40 das C40+ Implantat hab. Auch das Klackern ihrer zuvor nahezu geräuschlosen Tastatur war auf einmal dominanter.
Das war alles in dem Mikrofonmodus "natürliches Hören", der mit einem Algorithmus die Form der Ohrmuschel (die ja Schallwellen aus unterschiedlichen Richtungen unterschiedlich verzerrt und somit zum räumlichen Hören beiträgt) simuliert.
Daneben hab ich noch den Modus "adaptives Hören" (zu dem komme ich gleich) und den Modus "omnidirektional", also wie bei den alten Opus 2, das Rundummikrofon auf meinen SPs gespeichert.
Dann mal ein kleiner Test im adaptiven Modus:
Die Assistentin hat mit mir von vorne geredet, die Anpasserin hat hinter mit mit einer Rassel gerasselt. Erst mit dem Opus 2, da fand ich die Rassel störend und hab die Assistentin nicht mehr gehört. (Und ganz allgemein hasse ich Rasseln sowieso)
Dann das gleiche mit dem "adaptiven Hören". Dort konzentriert sich das vordere Mikro nur auf das, was vorne liegt. Alles, was durch das hintere Mikro reinwill, wird runtergeregelt. Und das war dann der "Aha"-Moment des ganzen Tages. Denn da hab ich exakt gehört, wie viel leiser das Rasseln war. Angenehme Ruhe. Die Stimme der Assistentin klar und deutlich und die Rassel nur ein kleines Hintergrundgeräusch. Das war geil. Einfach nur geil.
Habe mit einem Lächeln auf den Lippen diesen Laden verlassen.