Von Nucleus 5 zu Nucleus 6 ...

  • Hallöchen,

    nach langer Zeit will ich mal wieder einen Einblick von meinem CI-Leben geben. Zur Erinnerung, Anfang 2011 links und Anfang 2012 rechts habe ich meine CI's erhalten, jeweils Cochlear Nucleus 5. 2013 kam der N6 heraus und rein rechtlich stünde mir jederzeit die neueste Technik zu. Aber die Krankenkassen gestatten in der Regel nur alle sechs Jahre einen Wechsel. Trotzdem wollte ich nicht solange warten und habe letzten Sommer einen vierwöchigen Test gestartet, da ich zumindest wissen wollte, ob mir ein Upgrade überhaupt etwas bringen würde. Mit dem N5 bin ich eigentlich schon recht zufrieden gewesen, im Vergleich zu meiner HG-Zeit war es für mich ein Quantensprung bzgl. Hörens gewesen.

    Nun zur Testphase, ich habe mir einen Zeitraum ausgesucht, wo mich eine abwechselungreiche akustische Zeit erwartete. Zwei Wochen Arbeitsleben mit etlichen Meetings, zwei Wochen Urlaub mit ruhigeren Zeiten und mit einem langen Wochenende OpenAir-Festival, an deren Gestaltung und Durchführung ich als Mitglied des Organisationsteam aktiv beteiligt war. Bei der Einstellung des N6 sind wir in die Vollen gegangen, ein Programm mit allen Funktionen (SmartSound iQ inklusive Windgeräusch-Unterdrückung etc.), ein Fokus-Programm und ein Café-Programm. Nach der Testphase dann noch den Oldenburger Satztest mit N5 und N6. Aber der Reihe nach.

    SmartSound iQ:
    Am Anfang war der Sound dieser Einstellung schon gewöhnungsbedürftig, allein dadurch, dass beide CI's nicht immer synchron umschalteten. Durch eine leichte Kopfdrehung konnte ich dem abhelfen, wenn ich wollte. Manchmal
    war das asynchrone Verhalten aber auch korrekt, da ich dann in einer größeren Runde den linken Gesprächspartner besser folgen, verstehen konnte und der rechte automatisch gefiltert, gedämpft wurde. Dies machte sich in Projektmeetings bei der Arbeit positiv bemerkbar wie auch in der lauten Kantine, wo ich nun ohne Probleme den doch häufigen Fachgesprächen zuhören und auch aktiv mich beteiligen konnte. Nach der Testphase war die Kantine mit dem N5 wieder Stress pur für mich, gelindert nur durch das Lärmprogramm. Ob Freunden im Biergarten, beim Grillen im Garten oder Café (draußen), mit dem SmartSound war das akustische Leben ein Genuß geworden. Beim Autofahren konnte ich jetzt sogar leise Musik hören, da der Lärm außerhalb des Autos sehr gedämpft in meine Ohren gelangte. Ein Highlight war der Kinobesuch, zum ersten Mal in meinem Leben konnte den dreidimensionalen Sound als solchen wahrnehmen und genießen.
    Ich könnte noch etliche Details nennen, fasse aber zusammen, der SmartSound war und ist echt der Hammer, dieses Programm benutzte ich 95% meiner Testphase.

    Die anderen Programme:
    Das Fokus-Programm war beim OpenAir-Festival im Einsatz, wo der SmartSound überhaupt nicht brauchbar war. Die ständig wechselnde Geräuschkulisse Bühne, Büro, Platz trieben die Automatik in den Wahnsinn. Das Café-Programm leistete ausgezeichnete Dienste in geschlossenen Räumen, z.B. im Café oder im Restaurant, wo viele Menschen am reden waren, der SmartSound war auch hier oft überfordert.

    Abschlusstest:
    Am Ende der Testphase habe ich in meinem CI-Zentrum den Oldenburger Satztest über mich ergehen lassen müssen, und siehe da, mit dem N6 hatte ich ein um 2,3 dB besseres Sprachverstehen. Wobei ich subjektiv das Gefühl hatte, mit dem N5 mehr zu verstehen, wie man sieht, sollte man seinen Ohren selbst nicht immer trauen ;).

    Nun wollte ich auf jeden Fall den Nucleus 6 haben und nicht die 6-Jahre-Frist abwarten. Ich schrieb also einen dreiseitigen Erfahrungsbericht und zusammen mit dem Testergebnis reichte das Ci-Zentrum die Unterlagen bei der Krankenkasse ein. Nun hieß es warten und mich wieder mit dem N5 herumquälen :rolleyes: ... nach ca. sechs Wochen - die Zahl sechs hatte dieses Jahr was magisches - kam der Bescheid mit der Kostenübernahme, was ich natürlich erstmal ausgiebig gefeiert habe :thumbup:

    Worauf ich jetzt noch sehnsüchtig warte, ist die Freigabe der Wireless-Funktion, um dann ohne Kabel oder FM-Anlage (das Stöpseln der FM-Empfänger nervt auf Dauer und der FM-Sender aus HG-Zeiten ist in die Jahre gekommen) in Ruhe Musik oder Fernsehen hören zu können.

    Liebe Grüße
    Biege

    "Ich muss nicht alles hören und nicht alles verstehen."
    CI: März 2011 (L)/März 2012 (R), Nucleus 6 seit Oktober 2014.

  • Hallo Biege,
    das ist für mich ein super interessanter Bericht! Dann könnte ich im Laufe des Jahres ja auch mal einen Versuch starten. Ich habe den N5 seit 11/12, bin insgesamt auch zufrieden, würde mir aber sehr oft das Scanprogramm wünschen. In der Schule ist es oft sehr laut und es wäre interessant, was der N6 da bringen würde. Jetzt fühle ich moch oft überfordert, in dem ganzen Lärm zu verstehen.

    Danke für deinen Bericht!

    LG
    Marion

    li Widex C4-9
    re Cochlear CI 24 RE (CA),OP 9.10.2012, EA 16.11.2012

  • Hallo Marion,

    ich kann dich nur ermuntern, den Versuch zu wagen. Gerade in der Schule könnte ich mir vorstellen, dass das Scan-Programm dir helfen wird.

    LG
    Biege

    "Ich muss nicht alles hören und nicht alles verstehen."
    CI: März 2011 (L)/März 2012 (R), Nucleus 6 seit Oktober 2014.

  • Hallo Biege,
    meine Audiologin meinte, es könnte Probleme geben, weil das Scanprogramm ja die Sprache verstärken und die Störgeräusche reduzieren will. Und in der Schule sind nun mal viele Störgeräusche Sprache. Das ist auch meine Krux mit dem CI. Ich höre seitdem alles, jedes Flüstern, nur verstehe ich das natürlich nicht und habe dadurch unzählige Stimmen im Kopf, die ich immer erst sortieren muss.

    Aber ich werde das bestimmt versuchen zu probieren.

    LG
    MArion

    li Widex C4-9
    re Cochlear CI 24 RE (CA),OP 9.10.2012, EA 16.11.2012

  • Hallo Marion,

    für bestimmte Situationen habe ich mein Fokus-Programm (nur geradaus hören) und das Café-Programm (Fokus passt sich variabel an), mit der Fernbedienung kann ich die Programme schnell einstellen (hatte Fokus beim N5 auch schon). Wenn du diese Programme noch nicht hast, lass sie dir mal einstellen und dann heisst es ausprobieren und üben, wichtig ist, immer über einen längeren Zeitraum üben. Ich selbst brauche immer mindestens ein bis zwei Wochen, bis ich mit einer neuen Funktion (Programm) warm werde. Meine grauen Zellen brauchen halt einige Zeit, bei anderen geht es vielleicht schneller, andere brauchen noch länger, Geduld ist immer wichtig. ^^

    LG Biege

    "Ich muss nicht alles hören und nicht alles verstehen."
    CI: März 2011 (L)/März 2012 (R), Nucleus 6 seit Oktober 2014.

  • Hallo Biege,

    herzlichen Glückwunsch! Könntest du dir vorstellen, deine N5 (oder wenigstens einen davon) für Peru zu spenden? Ich suche händeringend, da dort kein ERsatz finanziert wird, wenn ein SP oder auch nur ein Teil (z.B. Spule, Kabel) defekt ist und inzwischen wieder etliche implantierte Menschen (dort nur vollständig taube Leute ohne Restgehör) ohne Hören sind.

    Gruß
    Maryanne

  • Hallo Maryanne,

    im Prinzip schon, ich habe selbst schon daran gedacht. Ich wollte mit meiner Krankenkasse abklären, ob diese die Hilfsaktion unterstützen würde. Die N5's gehören der Krankenkasse und könnten von dieser zurückgefordert werden. Ich melde mich, sobald ich neue Infos habe.

    LG Biege

    "Ich muss nicht alles hören und nicht alles verstehen."
    CI: März 2011 (L)/März 2012 (R), Nucleus 6 seit Oktober 2014.

  • meine Audiologin meinte, es könnte Probleme geben, weil das Scanprogramm ja die Sprache verstärken und die Störgeräusche reduzieren will. Und in der Schule sind nun mal viele Störgeräusche Sprache.

    Genau das ist mir bei meiner Dozententätigkeit passiert, ich habe nicht gemerkt wie laut der Rest der Klasse ist, bis jemand in die Klasse kam und um mehr Ruhe bat :P

    Grüße
    Sigrid


    schwerhörig nach Masern 1962
    HG seit 1964
    Hörsturz 2000
    bilateral CI von Cochlear: Okt. 2007/Nov.2008, N6 seit 29.11.2013

  • Das ist auch der Grund, warum ich diese "Sonder-Filter" nicht mag.... Die "Flotthörigen" können ja auch Nebengeräusche nicht einfach "weg blenden"!

    Außerdem: Je mehr zusätzliche Funktionen aktiv sind, desto mehr gewöhnt man sich dran; wird ggf. abhängig davon und kann dann oft nicht mehr anders...

  • ich warne davor diesen Schnickschnack zu hoch einzuschätzen. Leider kenne ich viele Leute, mich einbezogen, die das bewußt nicht nutzen. Man erkauft sich 10% Vorteil mit 90% Nachteil. Allerdings kenne ich auch einige Implantierte die darauf schwören.
    Übrigens : Wo steht die Sechsjahresregel geschrieben? Wer nachweist, dass mit dem neuen Sp ein besseres Sprachverständnis zu erreichen ist, der bekommt den neuen SP. Bei mir war der Sprung vom Freedom auf den N6. Der Klang ist angenehmer, ich kann gut telefonieren ohne auf "T" zu stellen und ich kann im Auto den Verkehrsfunk verstehen. Da meine Ohren eng anliegen, spielt auch die (kleinere) Größe eine nicht unbedeutende Rolle.

    leichte Sh seit Kleinkindalter, CI seit Jan. 2005

    Einmal editiert, zuletzt von Uli R. (2. Januar 2015 um 23:29)

  • Zitat

    - kam der Bescheid mit der Kostenübernahme, was ich natürlich erstmal ausgiebig gefeiert habe :thumbup:


    Glückwunsch Biege, Du hast jetzt also 2 bzw. 3 Jahre nach der OP schon ein Prozessor-Update erhalten. Wow.

    Dann könnte ich im Laufe des Jahres ja auch mal einen Versuch starten. Ich habe den N5 seit 11/12, bin insgesamt auch zufrieden, würde mir aber sehr oft das Scanprogramm wünschen. In der Schule ist es oft sehr laut und es wäre interessant, was der N6 da bringen würde. Jetzt fühle ich moch oft überfordert, in dem ganzen Lärm zu verstehen.

    Marion, beim N6 gibt es auch das Richtmikrofon. Glaube das ist dass was die anderen mit Fokus meinen. Heißt, Du hörst überwiegend nur den Schüler, der Dir antworten soll. Ob das so hinhaut kann ich Dir noch nicht sagen. Bin im April implantiert worden.
    Für die Verordnung sollte das Argument "Lehrerin" eigentlich ausreichen, finde ich. Sonst Widerspruch einlegen. Gnadenlos. Wenn Du den N6 testen kannst und in der Schule bzw. z. b. auch am Telefon Verbesserungen merkst, dann sollten das Argumente genug sein.

    Das ist auch der Grund, warum ich diese "Sonder-Filter" nicht mag.... Die "Flotthörigen" können ja auch Nebengeräusche nicht einfach "weg blenden"!

    Aber die Flotthörigen hören nicht durch ein klitzekleines Mikrofon welches dazu auch noch hochempfindlich ist. Im Gegenteil: Ihr intaktes Trommelfell begrenzt die Lautstärke sogar. Ich glaube die meisten von denen die jahrelang mit HG gehört haben und dessen CI-Einstieg evtl. umso schwerer war, nutzen auch die Programme ihrer CIs, da sie in vielen Situationen mit den Alltags-Programm überfordert sein werden.

    Sag mal Jochen, Du hast jetzt 2 versch. Cochlear-Soundprozessoren weil Du zu unterschiedlichen Terminen implantiert wurdest. Hast Du da gar nicht protestiert, dass Du auf beiden Ohren mit dem neuesten Prozessor versorgt wirst?

    Links: EA Mai 2014 mit CI24RE (CA)- Cochlear N6 (CP 910)
    Rechts: HG von Oticon

    Einmal editiert, zuletzt von Nord1981 (2. Januar 2015 um 23:15)

  • Sag mal Jochen, Du hast jetzt 2 versch. Cochlear-Soundprozessoren weil Du zu unterschiedlichen Terminen implantiert wurdest. Hast Du da gar nicht protestiert, dass Du auf beiden Ohren mit dem neuesten Prozessor versorgt wirst?

    Nee, warum sollte ich? Ich experimentere gerne.... :) Und nach zwei Jahren schon nen neuen SP für das "erwachsene Ohr" - bin ja froh, dass das jetzt prima funzt...

    • Offizieller Beitrag

    @Nordi
    Ich gehöre auch zu der Sorte Mensch wie Jochen, wo solche Filter nicht mag auch schon zu Hg Zeiten war das so.


    Ich denke aber Allgemein sollte man erst mal den N6 Testen und schauen ob man Überhaupt damit klar kommt. Bevor man sich gedanken macht wie man der KK erklär das man den N6 haben möchte bzw. braucht.

    Biege
    Glückwunsch dazu das du den N6 genehmigt bekommen hast.
    Sag mal wie waren die Hörtests mit dem N5 und sind es nun mit dem N6, abgesehn vom Olsa? Ich frage dies nur weil die KKs ja meinstens auf eine Verbesserung pochen, nur woher soll die kommen wenn man beim Hörtest um die 90% versteht.

    MedEl Synchrony -Sonnet CI 30.9.2014
    EA 27.10.2014
    links. Cochlear 512 10.11.2010
    EA 6.12.2010
    re-implantation 9.5.2011
    EA 14.6.2011

    Einmal editiert, zuletzt von Franzi (3. Januar 2015 um 08:47)

  • Liebe Blechohren,

    ich will keinesfalls auf Gedeih und Verderb einen neuen Prozessor, nur weil er neu ist und viel Schnickschnack hat. Wenn, dann müsste ich erst ausgiebig testen, ob mir die neuen Programmmöglichkeiten wirklich eine Erleichterung verschaffen.

    Meine Hörsituation ist wirklich etwas komplizierter. 48 Jahre habe ich nur mit einem Ohr gehört, zuletzt hatte ich immer mehr Schwierigkeiten, die Schüler gut zu verstehen. Mit diesem Ohr liege ich bei 50 / 60 dB. Leider hat mir zu dem Zeitpunkt auch keiner gesagt, dass ich Anspruch auf eine FM-Anlage hätte. Seit 11/12 habe ich nun den N5 und würde nicht mehr darauf verzichten. Mittlerweile kann ich immer schlechter nur mit HG verstehen, auch wenn das Ohr eigentlich etwas besser geworden ist, weil es nicht mehr so überbeansprucht wird. Mein Gehirn fordert das beidseitige Hören ein.
    Der Weg mit dem CI war einerseits faszinierend, wie schnell ich überhaupt damit verstand, andererseits extrem anstrengend. Objektiv gesehen, hätte ich es mindestens 1 Jahr eher wegschmeißen sollen als benutzen, wenn ein Normalhörender meine Hörsituation hätte ausprobieren müssen. Ich verstand insgesamt viel schlechter, weil ich die ersten vier Monate einen unerträglichen Tinitus darauf hatte, weil ich lange Zeit immer ein Zwitschern über der Sprache hatte, weil ich re mit CI Chinesisch hörte und links Deutsch. In der ganzen Zeit habe ich es aber ohne Ausnahme getragen und bin auch immer in der Schule gewesen. Wie kaputt ich dadurch war und noch immer manchmal bin, kann sich der eine oder andere vielleicht vorstellen. Jetzt nach zwei Jahren und einem neuen Sprung nach vorne seit der letzten Einstellung, verstehe ich Fernsehen, selbst Filme komplett nur mit CI. Manchmal höre ich lieber nur mit CI über FM, nur, und das erwähnte ich noch nicht, spielt dann mein HG-Ohr verrückt. Wenn dort kein Input kommt, dann spielt es Hardrock mit Klassik in den höchsten Tönen. Vier stehen ihm dafür zur Verfügung.
    Ich weiß nicht, ob ihr euch die Situation in einer Klasse mit 16 - 24 Schülern vorstellen könnt, wobei ich im Moment Glück mit kleinen Kursen habe. Im nächsten Schuljahr dürfte ich dann wieder ca. 28 Fünftklässler haben. Die Schüler kennen meine Situation und sind wirklich bereit, mir zu helfen. Aber bestimmte Dinge kann man nicht komplett ausschalten.
    Zitat von Jochen: Das ist auch der Grund, warum ich diese "Sonder-Filter" nicht mag....
    Die "Flotthörigen" können ja auch Nebengeräusche nicht einfach "weg
    blenden"!

    Doch, Jochen, das können Flotthörige. Sie können die Umgebungsgeräusche viel besser ausblenden als wir. Klar sind sie auch genervt, aber für uns Schwerhörige ist es extrem anstrengender. Und ich kann es überhaupt noch nicht. Im Moment ist mein Gehirn vom CI so fasziniert, dass es ALLES hört: jedes Kugelschreiber-Knipsen, jedes Kippeln, Seiten umdrehen, Blätter aus einem Collegeblock reißen und zerknüllen (edel!), das Sortieren der Buntstifte, damit man im Unterricht besser malen kann ( sehr beliebt in den Klassen 5 -7), alles was runterfällt und am schlimmsten JEDES Flüstern. Das höre ich, verstehe ich aber nicht. Also muss mein Gehirn sortieren, welche der empfangenen Sprachsignale sinnvoll sind. Dank Roger Pen gelingt es mir ganz gut. Ein Beobachter würde sagen, sogar sehr gut. Aber für mich ist das Anstrengung pur. Und da wünsche ich mir schon eine Erleichterung, falls sie durch "technischen Schnickschnack" möglich ist.
    Das Fokusprogramm hat auch der N5. Ohne das würde ich den Unterrichtsalltag nicht überstehen. Das Alltagsprogramm ist da viel zu laut und hallig. Aber es ist nicht optimal und konzentriert sich keinesfalls auf einen Sprecher (s.o.). Deshalb wäre der N6 interessant, wobei dann die Gefahr besteht, dass das Programm wirklich ausflippt, weil es zwischen zuviel Sprache unterscheiden muss. Schüler tuscheln nun mal und wir haben nur selten Frontalunterricht, sondern arbeiten viel mit kooperativen Lernformen, die ein Zusammensprechen als Grundvoraussetzung haben. Ohne Pen, den ich dann den einzelnen Schülern hinhalten kann, würde das gar nicht funktionieren.
    Das Ganze soll jetzt hier keine Klagelitanei sein, sondern nur die besonderen Bedingungen aufzeigen. Ich denke, es wird vielen so gehen. Natürlich steht im Vordergrund, dass es einfach toll ist, wieder mit zwei Ohren hören zu können. Wobei ich noch nicht räumlich hören kann, was die Situation noch erschwert. Es ist einfach faszinierend, was so ein CI schafft. Nur eine kleine Anekdote am Rande: Meine Mutter, auch sehr schwerhörig, war über Weihnachten zu Besuch. Sie ist kaum hier, fallen ihre Batterien aus. Und glaubt mal nicht, dass sie welche mit hatte. Sie sollte ja welche zu Weihnachten bekommen, nur war es erst Sonntag vor Weihnachten. Ich gebe ihr also meine letzten beiden und was soll ich sagen, eine Stunde später fällt mein HG aus. Super! Panik! Jetzt einen ganzen Tag nur mit CI hören! Hatte ich länger nicht gemacht, weil das Zusammenspiel von HG und CI klappen musste. Aber es klappte! Und wie! War eine Super Erfahrung mit dem kleinen Wehrmutstropfen, dass ich von dem Tinituskonzert auf dem HG - Ohr abends ziemlich fertig war. Jetzt übe ich mal wieder öfter nur mit CI (s. Fernsehn), weil es einfach ein tolles Gefühl ist, mit dem Ohr wieder alles verstehen zu können. Trotz aller Mühen und Anstrengung bin ich jeden Tag dankbar, dass ich das CI habe.

    Also, dank Bieges Bericht werde ich es wagen, den N6 irgendwann im Laufe des Jahres einmal auszuprobieren. Wenn es nicht besser ist, nun gut. Dann brauche ioch mir keinen Kopf machen. Wenn er aber eine Verbesserung bringt, werde ich alles versuchen, um ihn zu bekommen.

    Entschuldigt den langen Bericht. Aber irgendwie musste ich das mal loswerden. Und wenn ihr mich nicht versteht, wer dann? ;)

    Noch ein gutes neues Jahr für euch alle
    Marion

    Überlesene Tippfehler bitte ich zu entschuldigen :rolleyes:

    li Widex C4-9
    re Cochlear CI 24 RE (CA),OP 9.10.2012, EA 16.11.2012

  • Hallo,

    kann Marion bzgl. "Flotthörigen" und "Nebengeräusche" zustimmen. Denn die Flotthörigen nehmen einige Dinge wie zb. Uhrticken, dass WM im anderen Raum noch schleudern tut etc. nicht mehr bewusst wahr. Ich selbst hatte mit CI vorallem in der Anfangszeit jedes Uhrticken gehört, inzwischen nehme ich dies kaum wahr, es sei denn ich komme in eine völlig neue Gegend dann kann schon passieren, dass ich dieses bewusst wahrnehme. Das Filtern kann man schon mit der Zeit lernen. Aber es klappt nicht bei jedem, da der Hörstatus der div. CI-Trägern unterschiedlich ist.
    Bzgl. "Schnickschnack" gut ich kenne viele die nicht damit klar kommen bzw. mit "Normalprogramm ohne Schnickschnack" zufrieden sind. Aber es gibt auch einige CI-Trägern die nicht wissen wann diese "Schnickschnack" am besten genutzt werden kann/sollte! Ich selbst kam zb. mit "Focus" jahrelang überhaupt nicht klar, dass ich dieses Programm entfernen lies bzw. gar nicht mehr nutzte bis ich in die Reha kam. Man erklärte mir genauer und achtete zeitdem darauf wann wo nutzbar ist und mit der Zeit funktioniert es. Der Techniker ging sogar mit mit und noch 2 weitere Rehabilitanten ins Restaurant und sagte uns wie wir die Progs nutzen sollen/wo wir uns setzen sollten, damit diese "Schnickschnack" funktioniert etc. Ich nutze dies sehr gerne in Restaurants - jedoch ist nicht jedes Restaurant gleich gut nutzbar, da es auch darauf ankommt was für Nebengeräusche wie laut ist bzw. von wo die Nebengeräusche kommen. Fakt ist, diese "Schnickschnack" ist NICHT überall einsetzbar!

    Wie man merkt, kann man keine allgemeine Empfehlung geben, da jeder für sich probieren muss und jedem bewusst sein sollte, dass diese "Schnickschnack" nicht in jeder Situation nutzbar ist => auch das muss man erstmal wissen/kennenlernen.

    Gruß
    Sandra

  • Hallo Marion,

    danke für deinen ausführlichen Bericht, ich kann dich jetzt besser und genauer verstehen. Auf eine Szenerie möchte ich eingehen, bei der Arbeit höre ich in Projektmeetings auch immer tausend Nebengeräusche, Kuli-Klicken, Blätter-Rascheln, Flüster-hier-Flüster-da, Lüfter (oft unangenehm), Papier-Plastik-Tüten-Knistern (besonders schlimm) usw.. Mit dem N5 war das Verstehen-Wollen-Müssen auch für mich dann immer sehr anstrengend, Abends musste ich mich oft hinlegen und meinen Tinitus auf dem rechten neueren CI-Ohr besänftigen, eine Stunde reichte meistens aus.

    Möchte noch erwähnen, dass ich mit meinem neueren CI rechts immer noch "schlechter" höre, oder besser ausgedrückt, es hat noch nicht die Qualität des linken CI-Ohres. Wenn ich das linke CI ablege um nur rechts zu hören, braucht mein Gehirn immer 10-15 MInuten, bis es umschaltet und mit rechts dann annähernd so gut hört wie mit links alleine. Ist schon merkwürdig 8|

    Was das Tüten-Knistern angeht, da musste ich meine CI's einmal nach einer Anpassung kurz später nochmals anpassen lassen, da diese Geräusche echte Schmerzen verursachten. Mein CI-Ingenieur ist der Sache auf den Grund gegangen und fand heraus, dass von 22 Elektroden einer Seite eine zu empfindlich eingestellt war. Nach dieser Nachanpassung war die Hörwelt wieder in Ordnung. Was ich sagen möchte, sollten bestimmte Nebengeräusche zu dominant sein, dann sollte man über eine weitere Anpassung nachdenken. Schwerpunkt sollte immer auf Sprache/Kommunikation liegen, alles andere sollten wir Blechohren eher als Luxus betrachten.

    Zurück zu Marion, wie ich oben schrieb, kann ich deine Hörsituation in der Klasse nachvollziehen, da ich sie mit dem N5 auch so erlebt habe. Mit dem N6 und dem Scan-Programm war das Hören gerade in dieser Szenerie ein Quantensprung, alle erwähnten Nebengeräusche wurden sehr stark gedämpft, so dass ich die Sprache viel besser verstehen konnte. Wichtig ist für die Testphase, dass man selbst aktiv mitmachen muss, ich musste zum Beispiel lernen, meinen Kopf immer wieder leicht zu drehen (2-3 Zentimeter reichen aus), wenn ich einen Sprecher nicht sofort klar verstanden habe, weil flüsternde direkte Nachbarn mein Scan-Programm ebenfalls erfasste. Hier muss du viel ausprobieren und üben. Ein Hinweis noch, beim Scan-Programm gibt es etliche Parameter, es ist Feintuning ohne Ende möglich. Ich selbst habe auf dieses Feintuning verzichtet, da ich es nicht brauche, andere haben es aber benötigt, da sie mit der Grundeinstellung nicht klar kamen.

    Zum Abschluss noch eine N6-Anekdote aus meinem Schrebergarten. Wie ich nun einmal im Liegestuhl lag und am relaxen war, hörte ich Gartennachbarn über den Zaun hinweg sich unterhalten, so klar und deutlich, dass sie eigentlich hätten direkt neben mir stehen müssen. Standen sie aber nicht, sondern drei Gärten weiter weg, also 50-60 Meter entfernt. Wow dachte ich, geiles Scan-Programm, schaltet bei ruhiger Umgebung auf Richtmikrofon um und ich kann quasi "spionieren". Sobald ich mit meiner Freundin anfing zu plaudern, schaltete das Scan-Programm wieder Nah um und die Nachbarn hörte ich nur noch gedämpft.

    Marion, ich kann dich zum Test nur ermuntern und bin gespannt auf deine Erfahrungen. Falls du während der Testphase Fragen haben solltest, kannst du dich jederzeit bei mir melden. Gilt natürlich auch für alle anderen.

    Euch allen einen schönen Sonntag
    Biege

    "Ich muss nicht alles hören und nicht alles verstehen."
    CI: März 2011 (L)/März 2012 (R), Nucleus 6 seit Oktober 2014.

  • Zitat

    Franzi:
    Sag mal wie waren die Hörtests mit dem N5 und sind es nun mit dem N6, abgesehn vom Olsa? Ich frage dies nur weil die KKs ja meinstens auf eine Verbesserung pochen, nur woher soll die kommen wenn man beim Hörtest um die 90% versteht.

    Hallo Franzi,

    wir haben nur den Olsa gemacht, die anderen Tests führen wir später durch. Für die KK ist der Olsa wichtig, die erwarten dort eine Verbesserung von mind. 1,6 dB. Mit dem N6 habe ich -3,9 dB erzielt, eine Verbesserung von 2,3 dB. Zum Vergleich, Normalos kommen auf -7 dB. Ich bin schon überrascht und auch stolz über meinen Wert, vor allem da mir gesagt wurde, dass viele CI-Träger nur +x dB Werte erzielen, was heißt, Sprache muss lauter als Störgeräusch (65 dB) sein.

    Möchte selbst mal etwas nachfragen, beim Cochlear kann man ja die Impulsrate einstellen, ist dies bei anderen Herstellern auch möglich?
    Standardeinstellung sind 900 Impulse/Sekunde, bei mir sind 1800 Impulse/Sekunde eingestellt. Ich kann den Unterschied heraushören, die Sprache kommt noch schärfer an, vor allem bei den Zischlauten. Wie sieht es bei euch aus?

    LG Biege

    "Ich muss nicht alles hören und nicht alles verstehen."
    CI: März 2011 (L)/März 2012 (R), Nucleus 6 seit Oktober 2014.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe beim Cochlear auch 1800 statt der 900, liegt aber bei mir eher daran das es besser zum Sonnet passt. Med el hat 1600Impulsrate ob es noch schneller ginge keine ahnung, ist auch derzeit kein Thema für mich.

    Miendestens -1,6db ist ja heftig, hab ja schon -2db mit dem N5, wobei das auch mal schwankt.

  • Zitat

    Mindestens -1,6db ist ja heftig, hab ja schon -2db mit dem N5, wobei das auch mal schwankt.

    Möchte nur sichergehen, dass wir uns richtig verstehen. Olsa-Verbesserung muss mind. 1,6 dB sein, unabhängig von den tatsächlich erzielten Messwerten.
    Beispiel: Eine Person hat mit alten Geräten einen Wert von +1 dB, mit neuen Geräten einen Wert von -1 dB erzielt, dann liegt die Verbesserung bei 2 dB und überschreitet den KK-Grenzwert.

    LG Biege

    "Ich muss nicht alles hören und nicht alles verstehen."
    CI: März 2011 (L)/März 2012 (R), Nucleus 6 seit Oktober 2014.