Klang vom 2. CI plötzlich verzerrt - was kann das sein?

  • Hallo Leute,
    wollte mal von meinem aktuellen Problem berichten.

    Vorweg meine Geschichte vom zeitlichen Ablauf her:

    9.9.2011 Reimplantation der linken Seite wegen diverser Baustellen (s. auch meine Signatur unten)

    17.-19.2011 Neuanpassung linke Seite (3 Einstellungen) im Rahmen der integrierten Versorgung über leider nur noch 3 statt 5 Tage. Noch nicht einmal der Versuch einer klanglichen Anpassung beider CIs paßte in den zu engen Zeitplan. Abschlußtest: 30 % Satzverstehen im Störschall mit beiden CIs, das war bisher mein all-time-Tief. Ich hatte mal mit dem 1. CI (rechts) allein kurz vor der 2. CI-OP 92 %, danach ging es bekanntlich bergab. Kurz vor der 3. CI-OP, also vor der Reimplantation der glücklosen linken Seite, lag ich zusammen bei 40 %. Gut, ich machte mir deswegen keine Sorgen, weil ja die Anpassung an der MHH alles andere als clever organisiert war. Da sollte sicher noch Luft nach oben sein.

    16.12.2011 Zweite Anpassung diesmal in Oldenburg, weil mir wegen meiner Nachtblindheit die Bahnfahrt nach Hannover zu weit war. Ich behielt links das "beste" Programm (P2) aus Hannover. Das neue P1 war auf meinen Wunsch hin eine hellere Version von P2, um das Sprachverständnis etwas zu verbessern (die 5 höchsten Elektroden wurden in einem Schritt leicht angehoben). P3 erstellte die CI-Technikerin nach den üblichen Messungen der 16 Töne, die größere Abweichungen zu Hannover ergaben, und war dementsprechend völlig anders als P1 und P2. Rechts behielt ich das beste Programm (P1, P2), nur auf P3 gab es eine neue Version, die aber wenig Abweichungen zu P1 und P2 hat.

    16.-25.12.2011 Ich trug auf beiden Seiten P1, also eine leicht hellere Version links und die alte Version rechts. Wahrscheinlich war das Hören einen Tacken besser als vorher, ohne daß es im Störschall nun der große Wurf war. Mein Eindruck war, daß man links noch heller stellen müßte, damit es wie rechts klänge.

    25.-26.12.2011 Da ich schon 2 Tage mit der Familie zusammen war, schaltete ich links wie rechts auf das neue P3 um, haute mich alles nicht vom Hocker, also wählte ich dann links wieder P1 und blieb nur rechts bei P3, weil das irgendwie noch am besten zusammen hinhaute. Das Störschallverstehen überzeugte mich in der Runde mit 6 Erwachsenen trotzdem wenig, ja, irgendwie hatte ich am frühen Abend des 1. Weihnachtstages kein gutes Gefühl, und es wurde am späten Abend dann noch schlechter, weil ein halbes Dröhnen dazu kam, das mich sogar noch kurz in die Nacht begleitete, als ich die beiden CIs schon abgelegt hatte. Hmm, ich verbuchte das Ganze erst einmal unter Hörstreß. Am nächsten Tag beim Frühstück war es auch nicht so doll das Gefühl, dann kam der Mittagstisch in einem Restaurant. Das Hören im Störschall war weiter eine Enttäuschung, auch weil irgendwann eigentlich wenig andere Gäste da waren. Und dann kam das halbe Dröhnen wieder. Ich schaltete ein paar Programme durch, aber das half nichts. Dann zog ich abwechselnd links und rechts die Magneten ab und merkte, hoppla, rechts ist normal, aber links klingt ja jetzt ganz schön verzerrt und irgendwie rrr-lastig. Ich wollte nur noch raus. Gottlob war es eine Viertelstunde später auch so weit, wir verabschiedeten uns voneinander, und ich fuhr mit meinem Vater nach Hause. Ich erzählte ihm von meinen Erlebnissen und probierte noch ein bißchen mit den CIs rum, Ergebnis war weiter die Verzerrung links auf allen Programmen und die rrr-Lastigkeit. Ich habe dann einfach P1 auf minimaler Lautstärke getragen und eigentlich nur noch mit rechts gehört. Das halbe Dröhnen verschwand bald.

    Daheim habe ich die Ohrhaken gewechselt von T-Mic rechts auf T-Mic links und auch mal den iConnect-Ohrhaken für die FM-Anlage drangemacht, Akkus ausgetauscht, alle Kontakte vom linken CI mit einem Wattebausch geputzt, aber der scheußliche brummige Klang blieb unverändert. Die CIs tue ich oft jeden Tag in die Trockenbox, über Weihnachten war das 3 Tage lang nicht der Fall, jetzt also wieder rein in die Box. Aber ganz ehrlich, ich schwitze kaum. Für einen Spulentausch war ich zu faul, weil ich das rechts vor einiger Zeit hatte, da war das Kabel am Spulenknopf tatsächlich erstmals nach 5 Jahren gebrochen, das äußerte sich in Knistern und an-aus/Wackelkontakt. Beides lag hier aber nicht vor. Am nächsten Morgen in meiner ruhigen Single-Wohnung kam kein halbes Dröhnen mehr, der Klang war auch nicht mehr so rrr-lastig, aber irgendwie hat sich der Klang verschlechtert, es klingt jetzt noch tiefer, obwohl es ja sogar eher höher sein sollte. Auch das Verstehen ist (etwas) schlechter.

    Was kann das sein?
    1. Schlagartige Veränderung meiner Impedanzen links? (also gleich wieder neue Programme machen...)
    2. Mein Gehirn hat bei der Umschalterei und durch leichten Hörstreß einen Lernprozeß durchlaufen, der eine klangliche Änderung erbrachte, wenn auch nicht zum Guten hin? (also erst mal abwarten und dann vielleicht wieder neue Programme)
    3. Ausgefallenes Bauteil im Sprachprozessor? (würg)
    4. Das neue Implantat hat eine Macke? (dafür klingen mir die Programme aber dann doch noch zu gut, ansonsten: megawürg)
    5. Oder wirklich das Spulenkabel, das auszutauschen ich zu faul war, weil ich die Wahrscheinlichkeit für zu gering halte?

    Ich tippe ja auf 1 oder 2. Und Ihr? Oder was kann es noch sein?
    Ich sehe das im Moment zwischen den Feiertagen noch nicht so dramatisch, weil ich ja immer noch die rechte Seite habe, die vieles überdecken kann. Aber ich komme wohl nicht umhin, mich demnächst entweder in Oldenburg, in Hannover oder bei AB zu melden.

    *1964, re. seit 10/2006 u. li. seit 12/2007 CI (2x Harmony), OP-Klinik MHH
    OP-Folgen: Nackensteife, Tinni, später max. Armschmerzen (9-10 auf VAS-Skala) u. Daumen/-gelenk taub (alles li.), Störschallverstehen verschlechtert. Reimplantation li. 09/2011

    • Offizieller Beitrag

    Huhu,

    ich tippe auf 2.
    Eine Lernphase habe ich in der Art des öfteren durchlaufen. Das Hören wird zunaechst schlechter, der Klang verzerrter, aber in einigen Frequenzen kommt dann doch etwas mehr durch als es vorher der Fall ist. Nach gut einer Woche ist dann dieses verzerrte weniger, ich hoerte dann immer etwas mehr als es vor der Phase gewesen ist.
    Wichtig: Programm in so einer Phase nicht wechseln oder neu anpassen lassen.. Das Gehirn braucht seine Zeit. Leiser machen ist aber problemlos machbar.
    (Programmwechsel hat bei mir zu wesentlich laengeren Phasen gefuehrt!)

    Daher: gib deinem Ohr / deinem Hirn noch etwas Zeit und wenn es im nächsten Jahr (2 Wochen) noch nicht besser ist, dann fahre zur neuen Einstellung.

    Gruesse,
    Miriam

  • Hallo Jens,

    wenns rrrr macht ist der RF-Level zu niedrig. Das Implantat bekommt also zu wenig Strom und "stottert" dann.

    Standardmäßig ist eine Automatik für den RF-Level eingestellt, die aber nicht immer zuverlässig funktioniert, bzw. meiner Meinung nach zu aggressiv versucht Strom zu sparen. Ich habe recht dicke Haut und Muskeln zwischen implantat und Headpiece, also habe ich bei der Automatik auch ein dauerndes "rrrr" drin.

    Die Lösung ist eine fixe einstellung des RF-Levels auf einem möglichst hohen Niveau. Ich glaube das ging bis Stufe 16. Ich habe 14, oder 15. Eigentlich zu üppig eingestellt, aber es funktioniert so in jeglich denkbarer Lebenslage zuverlässig. Auf langwierige Experimente in Richtung "optimaler, niedrigstmöglicher RF-Level" hatte ich keine Lust.

    Manche Audiologen machen das nicht gerne, weil sie der Meinung sind, der SP würde dann viel zu viel Strom verbrauchen. Dies kann ich aber absolut nicht bestätigen. Ich habe nie genau nachgemessen, aber es kann sich allerhöchstens um 30 Minuten Laufzeitunterschied handeln zwischen Sparsammer und "Energiefressender" Einstellung. Außerdem soll sich ja das Hören gescheit anhören. :wink:

    P.S.:

    Ein defektes Headpiece kann auch "rrr" Verursachen, weil dann durch ein gebrochenes Kabel und dadurch erhöhtem Kabelwiderstand zu wenig Strom am Implantat ankommt - ABER dann hörst du auch knackser, und sonstige Störgeräusche inkl. spontanen Ausfällen.

  • Hallo Jens,
    bei mir war es im ersten halben Jahr nach der EA auch so, dass sich empfundene Lautstärke und der Klang sehr oft verändert haben. Oft kam auch ein "hallen" dazu oder auch eine Art dröhnen. Ich hatte das nicht überbewertet, weil ich zu der Zeit auch mehr mit meinem Tinnitus beschäftigt war. Irgendwann hatte sich dann der Klang und die Lautstärke stabilisiert, das wird sicher bei dir auch noch kommen. Du weisst ja, man braucht Geduld bei der ganzen Geschichte...
    Gruß Yaris

    Links Siemens Infiniti Pro SP
    Rechts seit 22.12.2010 CI512
    Cochlear CP810 seit 26.01.2011

  • Danke für Euer Feedback. Ich habe seit dem 26.12. auf beiden Seiten wieder nur P1 getragen (links war schon vorher, aber völliger Verzicht aufs Durchschalten, und rechts zurück von P3 auf P1), das jetzt 5 Tage. Entspricht Miriams Vorschlag. Also das rrr ist erst einmal nicht mehr da, klingen tut es links nicht so toll, aber es ist auch nicht wirklich unnormal. Nur das Sprachverstehen ist wieder ein paar Prozent gesunken, das läßt sich schon erahnen. Ich werde noch ein bißchen abwarten, wie es weitergeht. Am 3.1. ist auf der Beerdigung meiner Großtante der nächste ernsthaftere Belastungstest.

    Andy,
    ja, das mit dem RF-Level muß ich mal beobachten, auch wenn im Moment keine Probleme auftreten. Aber bei hohem Stromverbrauch wie z. B. an Weihnachten mit längeren Tragezeiten am Stück bei größerer Geräuschkulisse könnte es ja wieder auftreten. Ich habe es bei mir so in Erinnerung, auf der unproblematischen rechten Seite RF 11 und links wegen anfänglicher Aussetzer RF 13, später dann RF 12. Ich hatte durch RF 13 einen sehr hohen Akkuverbrauch, bei RF 12 hielten sie dann damals 90 Minuten länger. Also das ist bei jedem wohl sehr individuell. Heute würde das mit den 90 Minuten wohl auch nicht mehr hinhauen, weil mein Stromverbrauch sich anderweitig fast verdoppelt hat. Bellagnech hat meine Geräte recht laut eingestellt, und ich fahre seit einem Jahr eine Strategie des Langsam-leiser-Stellens, nämlich erst einmal 10 Prozent, dann nochmals 10 Prozent und nochmals knapp 10 Prozent. Jetzt bin ich etwa knapp 30 Prozent leiser unterwegs als am Abreisetag im Frühjahr 2007 aus St. Wendel. Ergebnis ist, daß ich jetzt einige neuere Akkus habe, die wenigstens wieder 8-9 h halten, wenn auch nicht die anvisierten knapp 12 h wie im 1. CI-Jahr nur mit rechts. Gemeint sind die kleinen Akus. Da Du energietechnisch günstiger liegst, verstehe ich Deine Taktik aber sehr gut, keine Frage. Und ja, Spulenkabel können wir als Fehlerquelle wohl immer mehr ausschließen. Aber der Streßtest demnächst wird interessant.

    Yaris,
    Du schreibst, bei Dir haben sich empfundene Lautstärke und der Klang sehr oft verändert. Das war bei mir eigentlich kaum der Fall, diesmal aber schon. Mal sehen, was in ein paar Wochen ist. Bei meinem Halb-Dröhnen habe ich übrigens an Dich gedacht und von Kleinhirn zu Großhirn gesagt, Du, das könnte jetzt die halbe Yaris-Einheit sein. Das war für mich ein Tinnitus, nicht aus dem Sprachprozessor kommend. Ja, ich brauche Geduld, und vor allem brauche i ich irgendwann mal wieder Erfolgserlebnisse. *grummel*

    *1964, re. seit 10/2006 u. li. seit 12/2007 CI (2x Harmony), OP-Klinik MHH
    OP-Folgen: Nackensteife, Tinni, später max. Armschmerzen (9-10 auf VAS-Skala) u. Daumen/-gelenk taub (alles li.), Störschallverstehen verschlechtert. Reimplantation li. 09/2011

  • Hallo Jens,
    ist das mit dem Stromverbrauch bei Akkus dermaßen vom Geräuschpegel abhängig? Ich habe ja Batterien und die haben immer die gleiche Laufzeit, egal welchem Lärm ich ausgesetzt bin.
    Soso, der Tinnitus wird also mir zu Ehren schon in Yaris-Einheiten gemessen... :)
    So ein Dröhnen hatte ich Anfangs auch oft (zusätzlich zum Tinnitus) und immer parallel dazu hatte sich auch die Lautstärke/Klang des CI stark verändert. War das Dröhnen dann weg, war auch die Lautstärke des CI wieder normal.
    Allerdings war das bei mir eher kein Halb-Dröhnen, sondern die volle Dröhnung...
    Jens, 2012 wird alles besser, MUSS!
    Gruß Yaris

    Links Siemens Infiniti Pro SP
    Rechts seit 22.12.2010 CI512
    Cochlear CP810 seit 26.01.2011

  • Hallo Jens,

    noch eine kleine Anmerkung zu meiner energietechnischen Situation. Ich denke, dass die RF-Level Automatik bei mir schon von sich aus recht hohe RF-Level ausgewählt hat, aber eben nicht hoch genug. Da ist die manuelle Einstellung auf hohe RF-Level bei mir wohl nur noch eine Kleinigkeit gewesen.

    Wegen dem rrr. Ich hatte es nur dann nicht, wenn es sehr sehr leise war. Desto lauter die Umgebung ist, umso mehr braucht das Implantat auch Strom. Es kann durchaus sein, dass du ein "Grenzfall" für die Automatik bist, die in "normalen Situationen" gut regelt, aber in lauten nicht. Das Thema RF-Level kann bei Advanced Bionics ein sehr tückisches sein, da muss der Audiologe wissen was er tut.

    Bei welchen m-Werten bist du denn gewesen, wenn ich fragen darf? Auch ich hatte mal einen Audiologen außerhalb meiner Implantierenden Klinik (nicht deinen, jemand anderes) ausprobiert, weil näher und bequemer zu erreichen. Allerdings kam es hier auch dazu, dass die Einstellung immer lauter wurde. Man konnte den Eindruck haben, dass einzelne m-Werte nach unten korrigieren "verboten" war. Lieber hat man die restlichen m-Werte auf den einzelnen lauteren angepasst. Führte bei mir leider auch zu unschönen Nebenwirkungen. Mein Gesichtsnerv rechts wurde mehr und mehr emfänglich für Reizungen durch das CI-System. Inzwischen sind die Werte wieder heruntergefahren, aber die besonders leichte Reizbarkeit meines Gesichtnerves ist bis heute geblieben, obwohl ich diese Reizbarkeit am Anfang bei den allerersten Anpassungen rechts nicht hatte.